Geduld

Liebe Freundinnen und Freunde auf dem Weg,
der Newsletter ist nun wieder da. Es ist Frühling und die Natur zeigt was sie kann. Da müssen wir etwas mühsamer nachziehen. Trotz meiner 88 Jahre habe ich es immer noch nicht so einfach mit der Geduld; daher das Thema! Euch wünsche ich von Herzen Freude und erholsame Gelassenheit!
Eure alte Ursula

WARUM  GEDULD ?

Ruhiges, beherrschtes Ertragen – Ausdauer – sich mit Geduld wappnen – um Geduld bitten – Beschwernisse erdulden – mit anderen duldsam sein – mit sich selbst Geduld haben.

Wie kommt das bei mir an?

Halte ich mich für einen geduldigen Menschen? – Bei was könnte Ungeduld trotzdem aufkommen?

Kann ich anderen gut zuhören – ohne ungeduldige Kommentare?

Belasten mich langsam reagierende Personen?

Was beunruhigt mich am meisten: die Außenwelt oder meine Innenwelt?

Wie hängt Geduld mit Aufschieben zusammen? Ist es gutes Ausweichen, Trägheit oder Schwäche? Wird vielleicht Gleichgültigkeit mit Geduld verwechselt?

Bewirkt die Ungeduld bei mir Angst, etwas nicht zu bekommen – oder etwas zu verpassen?

Gebe ich anderen die Schuld für meine mangelnde Duldsamkeit?

 

Buch IV  164 „Vier Wege des Verhaltens“ I

Vier Wege des Verhaltens gibt es, ihr Menschen. Welche Vier?

Den Weg der Ungeduld, den Weg der Geduld, den Weg der Bezähmung und den Weg der Stillung.

Was aber ist der Weg der Ungeduld? Von wem da einer beschimpft wird, den beschimpft er wieder. Von wem da einer beleidigt wird, den beleidigt er wieder. Von wem da einer gescholten wird, den schilt er wieder. – Das nennt man den Weg der Ungeduld.

Was aber, ihr Menschen, ist der Weg der Geduld? – – – er schimpft nicht wieder, beleidigt nicht wieder, schilt nicht wieder.

Was aber ist der Weg der Bezähmung? Bei allen Sinneskontakten keine üblen Einflüsse einströmen lassen; nicht anhaften – dem Wollen deutliche Zügel anlegen – WARUM? Weil das ungeduldige Wollen oft zu unheilsamen Reaktionen führt.

Was aber ist der Weg der Stillung? – Da lässt der Mensch einen aufgestiegenen Gedanken der Sinnenlust nicht Fuß fassen, überwindet, vertreibt, stillt ihn, bringt ihn zum Verschwinden.

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UNGEDULD –  Ungeduldige wollen alles sehr schnell haben oder erledigen. Sie werden gereizt, wenn sie auf etwas warten müssen und wenn die Beteiligten sehr langsam auf eine Sache eingehen (z.B. auf Ämtern). Die Bittsteller sind frustriert, weil sie warten oder zu neuen Terminen wieder kommen müssen und weil sie vom Wohl anderer abhängig sind.

Haben wir Angst vor Zeitverlust?  Was verliere ich, wenn ich 1 Minute vor der Ampel warten muss? Was gewinne ich, wenn ich z.B. im Auto ohne rote Ampeln einmal sehr schnell mein Ziel erreiche? – Sind diese 2-3 Minuten so wertvoll – oder mein wichtiges Ich?

GEDULD – Menschen mit Geduld nehmen sich die Zeit auf etwas oder jemanden in Ruhe zu warten, eine Zeitspanne ohne etwas zu tun? Die Ungeduldigen fühlen sich dadurch gehemmt; sie sind in Gedanken schon in der Zukunft: „es geht ja nichts weiter“. Man kann eine Sache antreiben oder in Ruhe ihre Entwicklung betrachten und dann zügig einen Schritt nach dem anderen machen.

GEDULD HABEN heißt auch eingehen auf eine Sache oder einen Menschen – und nicht schon vorgreifen wollen. Bei Gesprächen wird es deutlich, wenn der Zuhörer dem Sprecher immer wieder ins Wort fällt – er kann den Satz nicht abwarten – und will sofort seine eigene Meinung zum Thema sagen.  Ungeduld  scheint sich mit Egozentrik zu verbünden.       Sich jemandem achtsam zuwenden ist nicht nur ein Akt der Geduld sondern auch ein Akt der Herzensgüte. Er drückt aus: „Ich nehme mir Zeit für Dich!“

ERDULDEN – wir sprechen von Erdulden, wenn es heißt, ein Leid auf sich zu nehmen – es annehmen, wie z.B. eine Krankheit, einen Verlust. Es ist nicht das Jammern über das Leid sondern Mitgefühl und Einsicht in die Unabwendbarkeit des Geschehens.

DULDSAMKEIT und NACHSICHT (khanti) werden als wichtige Tugend für den spirituellen Fortschritt geachtet. Wer achtsam lebt, wird nicht hastig und ungeduldig seine Arbeit erledigen. Da er weiß, dass er mit Voreiligkeit nur Verwirrung schafft, nimmt er sich eine Überlegungsfrist und  erledigt dann zügig eine Sache nach der anderen. Dass wir niemals ALLES erledigen können, ist eine Einsicht, die uns herunter ziehen oder aufbauen kann!

NACHSICHT übt man mit anderen, wenn man deren Art zu handeln und sich zu benehmen akzeptiert und nicht rechthaberisch nur seine eigene Ansicht und Verhaltensweise gelten lässt. Insbesondere sind es die Fehler der anderen, die vielleicht gar keine Fehler sind, sondern eine andere Sicht und Machart.

Sollen wir uns geduldig jede Misshandlung gefallen lassen? Sicher nicht! Die Situation genau betrachten „So ist das hier und jetzt“ – sachlich sehen ohne schnelle Verurteilung –überlegen was verbessert werden könnte und möglichst heilsam ändern – oder erdulden.

GEDULD  MIT  SICH  SELBST:  Hier ist es die eigene Art mit sich selbst umzugehen, die in Frage gestellt wird. Meine Fähigkeiten, meine Möglichkeiten und meine Entscheidungen sind die Elemente aus denen ich meine Konsequenzen ziehe, ob ich ruhig und geduldig in meiner Art meine Aufgaben angehe oder nicht. Sind es nicht die hohen Ansprüche, die wir an uns stellen, die uns ungeduldig machen? Wollen wir nicht von allen anerkannt werden? Wenn  wir uns von dem Wahn der Medien beeinflussen lassen, perfekt sein zu müssen, sind wir immer die Verlierer, weil wir diesen Ansprüchen nicht genügen können.                         Konsequenz: Es macht uns ängstlich und minderwertig – und steigert oftmals unsere Bemühungen bis zum krank machenden Stress. Ungeduld lohnt sich nicht! – Aufschieben aber auch nicht? Ungeduld und Aufschieben sind zwei Pole der Unsicherheit. Wir gehen am besten den mittleren Weg mit Achtsamkeit, Geduld, Einsicht und Vertrauen.

Geduld, Bezähmung und Stillung sind Schritte zum Gleichmut.

 

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