Wie wichtig ist die Achtsamkeit für diesen spirituellen Weg?
Buddha:
„Der einzige Weg, ihr Jünger, der zur Läuterung der Wesen führt, zur Überwindung von Sorge und Jammer, zum Untergang von Leiden und Trübsal, zur Beschreitung des rechten Pfades und zur Verwirklichung des Nirwahns – Das sind die vier Pfeiler der Achtsamkeit.“
„Da verweilt der Jünger in Betrachtung des Körperlichen, in Betrachtung der Gefühle, in Betrachtung des Bewusstseins und in Betrachtung der Geistobjekte eifrig, klarbewusst und achtsam, nach Verwerfung weltlichen Wünschens und sich Grämens.“
So hat der Erhabene nach der Überlieferung zu seinen Mönchen gesprochen. Inzwischen wird die Achtsamkeit nicht nur in Klöstern gelehrt, sondern in Kursen für gestresste Menschen in weltlichen Berufen, für friedlichen Umgang mit einander und auch ganz individuell für ein bewussteres Leben.
Wo spielt sich diese viel gerühmte Achtsamkeit ab?
Auf den vier weltlichen Lebensebenen:
Auf der körperlichen, materiellen Ebene – der Gefühls-Ebene – der Gedanken-Ebene und der spirituellen, religiösen Ebene.
Wir leben auf allen vier Ebenen gleichzeitig und ziehen doch durch unsere Wünsche und Abneigungen jeweils ein Achtsamkeits-Gebiet vor. Mal ist es die Gesundheit des eigenen Körpers, Sport u.a. oder eine neue Anschaffung, neue Wohnung , mal sind die Gefühle der Zuwendung und Liebe oder der Wut, Schuld, Scham im Vordergrund, mal der Wissensbereich, das Lernen, Ausbildung, und mal die Frage nach dem Sinn des Lebens, nach Tod und Wiedergeburt.
In der Meditation werden alle Bereiche, angesprochen, trainiert und nach Möglichkeit im Alltagsleben eingesetzt.
Vor 40 Jahren wurde mir das Wort ACHTSAMKEIT von Prof E.Crisand, mit dem ich das „Anti-Stress-Training„ schrieb, durchgestrichen und durch das Wort AUFMERKSAMKEIT ersetzt. Inzwischen ist es in aller Munde. Es bedeutet mehr als aufmerksam zu sein. Sich achtsam einer Sache zuwenden auf etwas hinschauen, hinspüren und etwas Neues entdecken – so zeigt sich rechte Achtsamkeit.
Dazu ein Gedicht von Juan Ramon Jimenez
Lass den Tag nicht verstreichen,
ohne ihm ein großes oder ein kleines Geheimnis abzuringen.
Es sei dein Leben wachsam,
täglich eine Entdeckung.
Für jede Krume harten Brotes,
die dir Gott gibt, gib du ihm
den reinsten Edelstein deiner Seele.
Ja, es geht um die Geheimnisse – dieses kleine „AHA!“ – „So ist das wirklich“.
Da führt uns die Achtsamkeit hin – zur SOHEIT – „tathata“. Der Buddha wurde auch der TATHAGATA genannt , der „So-Gehende“. Es so in seiner Tiefe und im ganzen Umfang zu erkennen, was Leben und Sterben, Leiden und Befreiung bedeutet – das ist Nirvana.
Ganz praktisch wird begonnen: Mit der Achtsamkeit im täglichen, weltlichen Leben und mit der Meditation. Da geht es um gute, nützliche Methoden. Heute wissen wir wie wichtig es ist, von dem Druck, alles schnell und möglichst viel zu erledigen, etwas zurück zu treten, um nicht in das Stressloch, das bedrohliche „burnout“ zu fallen. Ruhig, langsamer und bewusst handeln, sprechen, denken, gibt dem Tun mehr Wert und stellt das Gleichgewicht wieder her. In der richtigen Balance fühlen wir uns wohl und können darüber hinaus auch stetiger und sinnvoller Handeln.
MEDITATION – Die Achtsamkeit auf Ein- und Ausatmung
Anapanasati in 8 Schritten
In längeren Retreats wird Anapanasati in 16 Schritten angeleitet, hier in acht Schritten nur angedeutet.
Am Meditationsplatz in Ruhe ankommen. Bewusst lange ruhige Atemzüge machen. Dann den Atem natürlich kommen – und gehen lassen.
ANLEITUNG
1. Wenn das Einatmen lang oder kurz ist, dann weiß ich, es ist lang oder kurz – wenn das Ausatmen lang oder kurz ist, dann weiß ich, es ist lang oder kurz – so übe ich.
(- den Atem kennen lernen, ob er lang oder kurz ist, tief oder flach, grob oder sanft?)
2. Den ganzen Körper empfindend atme ich ein – den ganzen Körper empfindend atme ich aus – so übe ich.
(Der Atem erfasst den ganzen Körper, alle Zellen und das spüre ich in der Bewegung des Körpers. Er weitet sich und verengt sich. Es ist ein einheitliches Empfinden)
3. Freude und Glück empfindend atme ich ein – Freude und Glück empfindend atme ich aus – so übe ich.
(aus dem Einheitsgefühl von Körper und Atem lasse ich Freude und Glück entstehen)
4. Erfreuliche und unerfreuliche Gedanken nehme ich einatmend wahr – erfreuliche und unerfreuliche Gedanken nehme ich ausatmend wahr – so übe ich.
(erkennen wie sich Gefühle an Gedanken binden und Gedankengänge hervorrufen)
5. Die Geisteszustände wahrnehmend atme ich ein – die Geisteszustände wahrnehmend atme ich aus – so übe ich.
(Den momentanen Bewusstseinszustand erfassen – die Stimmungslage?)
6. Den Geist sammelnd atme ich ein – den Geist sammelnd atme ich aus – so übe ich.
(Punktuelle achtsame Konzentration ist gefordert, z.B. sich auf den Punkt am Naseneingang beim Ein- und Ausatmen zu konzentrieren)
7. Die Vergänglichkeit betrachtend atme ich ein – die Vergänglichkeit betrachtend atme ich aus – so übe ich.
(das Entstehen und Vergehen jeden Momentes wahrnehmen z.B. Atem entsteht – Atem vergeht, kaum, dass er da ist – ist er schon wieder weg, vorbei!)
8. Die Erlösung betrachtend atme ich ein – die Erlösung betrachtend atme ich aus –
so übe ich.
(Im fühlenden Erkennen, dass ALLES vergänglich ist, nichts wirklich fassbar, lasse ich im Geist das begehrende Festhalten an den Dingen des Lebens los. Ich fühle mich frei!)
KÖRPERÜBUNG
YOGA – DER PFEIL / Pfeil und Bogen
Zum Abschießen des Pfeils gehört ein Ziel, gute Standsicherheit, Kraft und Balance und das rechtzeitige Loslassen.
Übung:
Im aufrechten Stand. Rechten Fuß über den Linken kreuzen, fest aufsetzen.
Die Beine gegen-einander pressen, das Gesäß, den Bauch und die Mitte vorne und hinten anspannen – den Brustkorb breit dehnen und die Schultern spannen.
Die ausgespannten Arme langsam über den Kopf heben und die Hände gegen einander drücken zu einem Pfeil formen. Der ganze Körper von den Füßen bis zu den Fingern ist in Spannung. Wer die Haltung intensivieren will, kreuzt die Arme rechts vor links und dreht die Hände so, dass die Finger wieder zu einander kommen. Die Körperkraft von unten nach oben aufsteigen lassen.
Kraftvoll atmen und sich der Pfeilrichtung zum Himmel bewusst sein! –
Achtsam die Spannung von oben nach unten langsam auflösen. Die Arme langsam senken und dabei Stück für Stück die Körperregionen entspannen.
Die Füße in kleiner Grätsche auseinander stellen, den Körper locker vorbeugen und die Arme nach unten kreuzend schwingen lassen.
Die Übung mit der anderen Fußstellung – jetzt links über rechts kreuzend, wiederholen.
Wer es kennt kann den BOGENSCHÜTZEN anschließen.
BUDDHA LEHRE: die Achtsamkeit (SATIPATTHANA)
Die Achtsamkeit ist ein zentrales Element der Lehre. Sie verschafft uns Zugang zur Einsicht, zur Selbsterkenntnis, zur Mitmenschlichkeit, zur Welterkenntnis und schließlich zur kosmischen Sicht. Sie ist das Mittel, auf dem Konzentration, Erforschen und Erfassen aller Lebensvorgänge aufbauen. Sie ist lenkbar und kann vom Menschen selbst in individueller Form in die gewünschte Richtung geführt werden. In der rechten Achtsamkeit sind Denken und Fühlen gepaart, was in gütiger, gesammelter Zuwendung zum Ausdruck kommt.
SATIPATTHANA fasst die verschiedenen Achtsamkeitsformen zusammen.
Wörtlich bedeutet es, die Achtsamkeit beständig in Gang zu halten.
M 10 / D 22 Satipatthana Sutta
Vier Grundlagen:
1. Betrachtung des Körperlichen = kayanupassana
2. Betrachtung der Gefühle, Empfindungen = vedananupassana
3. Betrachtung des Geistes, des Bewusstseins = cittanupassana
4. Betrachtung der Geistobjekte = dhammanupassana
Bei Körper-Achtsamkeit wurden folgende Achtsamkeits-Objekte empfohlen:
Ein- und Ausatmen, Körperpositionen, Körperbewegungen, Körperteile, die vier Elemente, Leichenbetrachtung.
Bei Achtsamkeit auf die Gefühle:
Alle Gefühle die aufsteigen bemerken; angenehme, unangenehme, indifferente, erfreuliche, unerfreuliche – weltliche und überweltliche.
Bei Achtsamkeit auf das Bewusstsein:
Stimmungen und Emotionen erfassen und die dabei auftretenden Gedanken. Den Geisteszustand bemerken, ob Gier, Hass oder Verwirrung im Geist ist? zerstreut, verkrampft und nicht entfaltet, übertreffbar – oder das positive Gegenteil: gierlos, hasslos, gesammelt, leicht und entfaltet, unübertroffen und befreit.
Bei Geistobjekten:
Betrachtung ob die fünf Hemmungen im Geist anwesend sind, erkennen wie sie entstehen und wie sie aufgehoben werden können. Wie geistige Prozesse vor sich gehen, wie Kausalketten ablaufen. Wie der Geist am ICH hängt; Die Ichheit nicht fassbar ist.
M 119
FRAGEN
Was ist dir von der Achtsamkeit am wichtigsten?
Was wendest du bewusst an?
Welche Form der Meditation liegt dir besonders?
Hast du eine beständige Meditationspraxis?
Kannst du Achtsamkeits-Aspekte in deinen Tag einfügen?
Wann fällst du aus der Achtsamkeit heraus?
Wenn du schon länger übst – kannst Du Veränderungen an und in dir und an deinem Verhalten anderen gegenüber feststellen?
METTA –KARUNA – MUDITA – UPEKKHA = BRAHMA VIHARA
„Vier göttliche Verweilungen, (Brahma Vihara), gibt es, oh Menschen:
liebende Güte – Metta, Mitgefühl – Karuna, Mitfreude – Mudita, Gleichmut – Upekkha“.
Die Herz erlösende Güte
„Der Erhabene sprach:
„Alles, was wir hier tun können, um unser künftiges Los zu bessern, verschwindet an Wert neben der herzerlösenden Güte. Die herzerlösende Güte nimmt alles andere in sich auf und leuchtet und glänzt und strahlt. Gleichwie aller Sternenschein verschwindet neben dem Schein des Mondes, der jenen in sich aufnimmt und leuchtet und glänzt und strahlt.“
(itivuttaka)
Wir suchen alle nach Liebe – und finden sie auch zeitweise in der Beziehung zu einem anderen Menschen, oder als Hingabe an eine kreative Arbeit oder in einem Helferberuf …
Es kann uns zeitweise glücklich machen und erfüllen. Wenn dieser Zustand nicht gehalten werden kann, weil auch er der Vergänglichkeit unterliegt, sind wir unglücklich – kommen uns manchmal sogar verraten vor. Wir suchen weiter nach der vollkommenen Liebe, wo alles stimmt, wo wir aus tiefstem Herzen JA sagen können. Es gibt nur dies: Entweder bescheiden wir uns mit der unvollkommenen Liebe – oder wir bleiben die Ewig Suchenden.
Der Erwachte hat uns mit der „Herz Erlösenden Güte“ eine Liebe geschenkt, die uneingeschränkt glücklich machen kann. Sie hat weder mit Besitz, mit Einwilligung oder Gegenseitigkeit zu tun, nicht mal mit Erwartungen – Sie ist einfach nur offen für alle, für das Anderssein anderer – für das Leid, das Glück, die Eigenarten menschlichen Lebens. Sie ist tiefes Verstehen der weltlichen Unvollkommenheit und nimmt sie in sich hinein, so wie sie ist.
Metta-Betrachtungen und Metta-Meditationen sind Mittel, um an die erfüllende weise Liebe heran zu kommen.
METTA MEDITATION – STERNENHIMMEL (eine Version nach Ayya Khema)
Wir schauen sicher alle täglich zum Himmel und nachts, wenn der Himmel klar ist, sehen wir die Sterne. Allein hinaufzuschauen und sich von der Schönheit und Unermesslichkeit dieses strahlenden Himmelsgewölbes berühren zu lassen, öffnet unser Herz und lässt uns tiefe Liebe empfinden. Wir nehmen diesen Sternenhimmel in unser Herz hinein. Wir fühlen uns geliebt und behütet und wir füllen uns ganz damit an.
Wir nehmen einen Stern aus unserem Herzen und schenken ihn dem Menschen, den wir schätzen und gern haben und sehen im Geist wie er sich freut. Die nächsten Sterne gehen an unsere Eltern, ob sie noch am Leben sind oder nicht. Wir sind glücklich, ihnen dieses Herzensgeschenk machen zu können. Es ist Liebe und Dankbarkeit, die zu ihnen strahlt.
Funkelnde Sterne lassen wir zu den Menschen gehen, die mit uns leben und die in unserer Nähe sind. Trost, Freude und Liebe strömt mit dem Sternenlicht in ihre Herzen.
Rundherum um uns lassen wir das Funkeln und Leuchten der Sterne die Menschen, Tiere und alle Wesen mit Zuwendung und Liebe berühren.
Wir denken an die, welche krank sind oder Schwierigkeiten haben; wie sie zum Himmel hinaufschauen und sich göttlichen Rat und Liebe wünschen. Möge das Sternenlicht ihnen Zuversicht und Kraft schenken.
Wir öffnen unser Herz mit den vielen Sternen und lassen ihren silbernen Schein über die ganze Welt gehen. Alles Leben ist umfangen von der unergründlichen Weisheit und Liebe der Natur.
Mögen wir Weisheit und Liebe als den größten Stern in unserem Herzen bewahren. Wir wissen, dass sich Wohlwollen, Mitgefühl, Freude und heitere Gelassenheit im Glanz dieses Sterns vereinen. Möge der Sternenschein allen Wesen Glück bringen.
„das heilende Mitgefühl“