Liebe Freundinnen und Freunde auf dem Weg!
Es geht auf Weihnachten zu, auch wenn wir uns damit nicht näher befassen wollen.
Dürfen wir als Buddhisten überhaupt noch Weihnachten und Neujahr feiern?
Als Erben dieser christlichen Kultur können wir eine gewisse Prägung wohl nicht
einfach abstreifen. Außerdem könnte man Jesus von Nazareth als einen
Erleuchteten, einen Buddha, ansehen.
Warum also das Fest der Freude, des Lichtes und der Liebe nicht mitfeiern?
Das Jahr 2008 geht zu Ende; ein Neues beginnt.
Um das Neue Jahr bewusst mit neuen Ideen und Vorsätzen beginnen zu können,
sollte man meines Erachtens das vergangene Jahr etwas genauer anschauen. Man
könnte es so ausdrücken:
„Das Alte Revue passieren lassen.“ Wie macht man das? Da das Alte
unwiederbringlich vorbei ist, kann man sich die Ereignisse dieser Zeit nur durch
Erinnerung wieder zugänglich machen, sie ein wenig ordnen und Einsichten daraus
ziehen.
Ich schlage ein Ritual vor, das ich ähnlich schon mit Teilnehmern einer Gruppe
durchgeführt habe.
Es geschieht in Form einer Geh-Meditation. Man sucht sich eine Gehstrecke von
mindestens 12 Schritten, was etwa 4 -5m bedeutet. In unserem Geist entsprechen
diese Schritte den zwölf Monaten, des vergangenen Jahres 2008. Wir gehen diese
Strecke ganz langsam und bewusst hin und zurück. Am Ende jeder Strecke drehen
wir uns achtsam um und wiederholen so die Monate mehrmals in unserem Geist.
Wir beginnen vom jetzigen Standpunkt , Dezember 08, und gehen langsam in der
Zeit Monat für Monat zurück. Sind wir beim Januar 08 angelangt, gehen wir wieder
die Monate vorwärts bis Dezember 08. Im mehrmaligen langsamen Hin- und Her-Gehen
machen wir uns zuerst die angenehmen, schönen und guten Dinge bewusst., für die
wir uns am Ende mit einem Ritual oder einfacher Verneigung bedanken.
Dann sind wir auch bereit, das Unangenehme, Bedrückende anzusehen, was wir mit
Verzeihen und Loslassen in diesem Jahr ablegen., was wir mit einem Ritual
bestärken können.
Wenn wir mehr als 1 Schritt benötigen, um uns an Ereignisse dieser Zeit zu
erinnern, dann machen wir so viele Schritte bis uns aus diesem Monat etwas
einfällt.
Die Durchführung könnte so aussehen:
1. Schritt; Dezember.
Was ist bisher im Dezember geschehen? Hat mich etwas besonders beeindruckt?
Habe ich etwas getan oder erfahren, was mich auf meinem spirituellen Weg
bestätigt hat?
2. Schritt; November:
Was war in diesem Monat von Bedeutung? Was war gut ? Was tat mir wohl?
Habe ich achtsame Pausen in meinen Tagesablauf einlegen können?
3. Schritt; Oktober:
An was lässt mich der Oktober 08 denken? Ist es schön, angenehm?
Wie habe ich meine Spiritualität gelebt? Habe ich Metta praktiziert?
4. Schritt; September:
Was ist im äußeren Leben geschehen? Nur Routine?
Was habe ich empfunden? Wie war meine Stimmung?
5. Schritt; August:
Mit wem war ich zusammen? Was habe ich unternommen?
Konnte ich meditieren? Habe ich mich mit der Lehre befasst?
6. Schritt; Juli:
Habe ich Urlaub gemacht? War ich verreist?
Gehen mir manchmal Worte oder Lieder nach, die mir gut tun?
7. Schritt; Juni:
Pflege ich die Beziehungen zu anderen Menschen – zu meinen Eltern?
Kann ich anderes Verhalten gut akzeptieren? Höre ich anderen zu?
8. Schritt; Mai:
Was gab es im Mai, worüber ich mich gefreut habe?
Lese ich Bücher von guten Lehrern? Versuche ich, mich danach zu richten?
9. Schritt; April:
Kann ich mich an den April erinnern? Was gab es da an Erfolgen und Freuden?
Fühle ich mich einer Ethik, z.B. der Fünf Sila, verpflichtet?
10. Schritt; März
Wie erging es mir im vergangenen März? Habe ich meditiert?
Gab es Erfolge oder Aktivitäten, die mir gut taten?
11. Schritt; Februar:
Was hat sich im Februar ereignet?
Mit wem war ich zusammen? War ich allein?
12. Schritt; Januar:
Wie habe ich das Jahr 2008 angefangen?
Hatte Neue Pläne? Sind sie teilweise erfüllt worden?
Wenn wir in dieser Weise alle Monate abfragen wie es uns erging und was positiv
gelaufen ist, dann finden wir sicher Vieles wofür wir dankbar sein können. – – –
Nun gehen wir den Weg von Januar bis Dezember 08 noch einmal in dieser Richtung
bis zum heutigen Tag vorwärts und sehen uns auch die Dinge an, die nicht nach
unserem Wunsch verlaufen sind.
Was hat mich geärgert; was hat mich bedrückt?
Gab es Schwierigkeiten im Beruf?
War meine Stimmung niedergedrückt?
Waren meine Beziehungen mit Partner oder mit meinen Eltern belastet?
Habe ich mir Sorgen gemacht, um was?
Hat sich manches davon aufgelöst bis jetzt?
Wenn Du wieder beim heutigen Tag angekommen bist, dann ist es an der Zeit, ein
abschließendes Ritual zu machen.
Für alles was gut erfreulich und heilsam war, sei von Herzen dankbar.
Was bedrückend war oder nicht richtig gelaufen ist, das gib frei zu.
Du verzeihst Dir selber im Wissen um Deine Unvollkommenheit.
Denen, die Dich verletzt haben, vergibst Du, weil sie genauso unvollkommen sind
wie Du.
Du willst doch sicher Groll, Traurigkeit und Schuldgefühle nicht ins Neue Jahr
hinüber schleppen!
Aus Deinen Schwierigkeiten wirst Einsichten bekommen haben und kannst Manches
besser machen.
Leg das Alte ganz bewusst ab, dann kannst Du 2009 wirklich neu beginnen.
Mach Dir einen kleinen Altar mit Kerze, einer Blume und einer kleinen Schale mit
Wasser; stell Deinen Buddha auf ein schönes Tuch und zünde ein Räucherstäbchen
an.
Verneige Dich in Dankbarkeit vor dem Buddha mit den Worten:
„Ich bin dankbar, dass ich viel Gutes und Schönes in diesem Jahr erleben
durfte.“
Verneige Dich ein weiteres mal:
„Ich bitte die um Verzeihung, die ich gekränkt oder verlezt habe.“
Verneige Dich wieder:
„Ich verzeihe mir meine Fehler und Schwächen.“
Verneige Dich noch einmal:
„Ich verzeihe denen, die mich gestört, verwirrt und gekränkt haben.“
Dann tauche Deine Blüte in das Wasser vom Altar und lass die Tropfen über Deine
Stirn laufen:
„Möge alles Bedückende von meinem Geist abfließen und die Gedanken klar und hell
werden.“
Benetze Deine beiden Hände mit dem Wasser:
„Möge ich mit reinen Händen in das Neue Jahr gehen. Möge mein Handeln gut und
rein sein.“
Du kannst noch eine Metta-Meditation daran anschließen, wenn Du allein bist.
Sonst wirst Du sicher mit der Familie oder Freunden feiern.
Mögest Du glücklich sein!
Mögen alle Wesen glücklich sein.
Ursula wünscht Dir von Herzen ein neues Jahr mit vielen heilsamen Dingen.