Verblendung

Liebe Freundinnen und Freunde im Dhamma,

Im letzten Wegbegleiter habe ich über den Buddha im Alltag in Bezug zu Gier und
Hass einige Gedanken geäußert; diesmal geht es um die Verblendung.

Was ist Verblendung?

Grundsätzlich alles, was unseren Geist vom klaren Denken abhält. Mit Klarheit
ist hier Einsicht oder Erkennen gemeint nicht nur das Wissen von etwas.

Wir neigen dazu, uns in bestimmte Ideen hineinzubohren, zu grübeln und uns die
Sachen so zurecht zu legen, dass wir entweder gut oder sogar schlecht dabei
herauskommen. Täuschen wir uns nicht selbst?

Unbewusst hängen wir an alten Mustern und haben so manches MUSS als wichtige
Vorschrift einverleibt – und wir merken die Selbsttäuschung nicht mehr.

Wie zeigt sich das im Alltag?

Wie schnell sind wir im Verurteilen?

Oft genügt es, dass sich ein anderer, eine andere, nur anders verhält als ich
mich;

Diese Person mag sich anders kleiden, anders sprechen, anders gehen, anders
riechen –

– und schon sagt mir mein Kopf, dass es so nicht stimmen kann – das ist falsch!

WARUM?

Weil es nicht auf meiner Linie ist – ich weiß es besser.

Vielleicht schleicht sich sogar Angst ein – das Fremde, Anderssein ist
bedrohlich.

Wie leicht fühle ich mich gestört?

Meine Bequemlichkeit, mein momentanes Wohlbefinden wird nicht beachtet.

Meine persönliche Wichtigkeit wird in Frage gestellt.

Wie schnell bin ich verletzt?

Wenn ich das Tun, Sprechen oder auch das Verhalten anderer ständig in Beziehung
zu mir sehe, habe ich sehr viele Möglichkeiten, verletzt zu sein. Im Nu fühle
ich mich angegriffen, schuldig und klein und suche dann oft lange nach dem
Warum.

Verurteilen wir nicht alles, was nicht sein darf?

Wer beurteilt was sein darf ? Bin ich das selbst?

„So muss es sein! – das ist falsch! – das ist böse! oder …“

In meinen Ansichten treten die alten Muster zutage; das Muss und Soll oder

das Darf Nicht haben große Macht über mich.

Vielleicht habe ich meinen Vorschriftskatalog inzwischen erneuert!

– aber das MUSS ist geblieben ohne weitere Reflexion.

Manchmal mag ich mich über meine Reaktionen wundern – „eigentlich wüsste ich
doch was für mich besser wäre – warum mache ich es nicht anders?“

Wie komme ich an UNVERBLENDUNG heran?

Gemeint ist Einsicht, klares Denken und Erkennen.

Wie kann ich das Verurteilen stoppen?

Der Intellekt hat sehr rasch die sogenannten Fehler entdeckt und sonnt sich in
seiner Kapazität.

Wie wäre es, wenn er achtsam, offen und mit Zuwendung an die Dinge heranginge?

Da heißt es: „Moment mal, hier und jetzt stoppen!“

Erst einmal ruhig beobachten und das Anderssein zulassen – das ist eine große
Hilfe.

Wenn ich die anderen Ansichten oder das Verhalten genauer anschaue, finde ich
wahrscheinlich interessantes Neues oder auch Übereinstimmendes heraus.

„aha – so meint der das.“ „So kann man das ja auch machen.“

Das heißt nicht, dass ich Unheilsames gut finden müsste!

Zwischen Heilsam und Unheilsam sollte immer mit Vorsicht unterschieden werden.

Wie geht es mir mit den Störungen und Verletzungen?

Vielleicht sollte ich mich besser abgrenzen und nicht alles auf mich beziehen,
was andere in meiner Gegenwart tun und reden. Bei mir selbst bleiben ist dann
angesagt:

„Ich bin bei mir.“ „Was Du tust oder sagst ist DEINE SACHE!“

Das sollte man leise in sich hinein sprechen ohne Ablehnung!

Es ist Selbstschutz!

Alte Muster abzustellen und zu ändern, ist sehr schwer und braucht seine Zeit.

Ein großer Schritt ist schon getan, wenn man die Reaktion als altes Muster
erkennt.

Als nächstes könnte man sich im Nachhinein eine andere Möglichkeit ausdenken und
in der Vorstellung nachspielen.

Das trägt zum inneren Wert bei, wenn es heilsam ist.

Das Thema der Verblendung zieht sich durch die ganze buddhistische Lehre und ist
sehr komplex. Das oben Gesagte ist nur ein winziger Teil davon, kann aber im
täglichen Leben von Bedeutung sein.

Ich wünsche Euch, liebe Freundinnen und Freunde eine gute Zeit.

Möget Ihr glücklich sein!

Eure Ursula

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