„Den Dingen geht der Geist voran, der Geist entscheidet …“
So beginnt der erste Vers im ersten Kapitel des Dhammapada, der buddhistischen Spruchsammlung.
Mit den „Dingen“ (Dhamma) ist alles gemeint, was man tut, denkt und spricht und sogar die damit zusammenhängenden Gefühle. Man könnte es auch als gesamte Lebensgestaltung bezeichnen.
FRAGEN
Was für ein Leben habe ich bisher geführt?
Was hat es mir für die Gegenwart gebracht?
Was stelle ich mir für die Zukunft vor?
Sehe ich einen „roten Faden“, der sich durch alles hindurchzieht?
Oder habe ich alles dem Zufall überlassen?
Bin ich ein Gottes gläubiger Mensch, der auf höhere Mächte baut?
Oder meine ich Zusammenhänge zu erkennen von früheren Umständen und Entscheidungen, die mich im Verlauf des Lebens in eine bestimmte Richtung gelenkt haben?
Bin ich einverstanden mit der obigen Aussage, dass alle „Handlungen“ im Gehirn ihren Ursprung haben?
Der GEIST (citta, mano) wird in der buddhistischen Lehre nicht nur als Denken angesehen, sondern als der Komplex des Bewusstseins. Dazu gehören die Sinnes-Empfindungen, die Wahrnehmung, Vorstellung, Gedankenaufbau, Emotionen und Entscheidungen. Obwohl diese Bewusstseinsfaktoren nach einander in Kraft treten, haben wir wegen der Schnelligkeit den Eindruck, dass es nur EINE Reaktion ist, die uns im Moment des Geschehens möglich ist.
Verse 1 und 2 des Dhammapada (übersetzt von Kurt Schmidt)
Den Dingen geht der Geist voran; der Geist entscheidet. Kommt aus getrübtem Geist dein Wort und dein Betragen, so folgt das Unheil dir, so wie dem Zugtier folgt der Wagen.
Den Dingen geht der Geist voran; der Geist entscheidet. Entspringen reinem Geist dein Wort und deine Taten, so folgt das Glück dir nach, unfehlbar wie dein Schatten.
In anderer Übersetzung nach Nyanaponika: „vom Geist geführt die Dinge sind, vom Geist beherrscht, vom Geist gezeugt“ ist der geistige Vorgang komplexer dargestellt. Damit geht es nicht nur um die momentane Entscheidung, sondern um eine Grundeinstellung. In der zweiten Zeile wird das offenbar, indem sie die Verfassung des Geistes als „trüb“ oder „rein“ anspricht. Das kann uns bekannt vorkommen, denn je nach Stimmung, nach Aufregung oder geistiger Ermüdung reagieren wir anders.
Können wir wirklich unsere Entscheidungen wählen und unsere Reaktionen dem entsprechend ausrichten? Wahrscheinlich nicht, wenn wir uns unseren Gewohnheiten überlassen. Solange wir automatisch reagieren, sind wir in unseren Gewohnheits-Mustern gefangen. Wir wissen, dass sie uns oft nicht gut tun und dass sie darüber hinaus auch anderen Schaden und Leid zufügen; aber wir finden keinen Weg aus diesem Automatismus heraus.
Ein kurzes Gedicht von Ernst Schönwiese: Du selbst bist der hinterhältige Aufseher in dem Gefängnis, in das du dich gestellt hast.
Der erleuchtete Lehrer zeigt uns Wege zum Stoppen von unheilsamen Gedanken und Gefühlen, die aber auch gegangen werden müssen, um Erfolge zu erzielen. Muster-Reaktionen rasen im Kopf so schnell dahin wie Autos auf der Autobahn. Einmal an den Rand zu fahren, kommt uns selten in den Sinn – nur nach dem Unglück. Überlegungen wie „hätte, sollte, müsste“ kommen oft zu spät.
Polizei und Versicherungen regeln alles für uns- und dann geht es in gewohnter Weise umso schneller weiter.
In den nächsten Versen drei und vier ist ein Beispiel angeführt, wie Wut und Groll unseren Geist beherrschen können. Sie zeigen aber auch auf, wie das zermürbende Gefühl von Verletzung und Feindschaft besänftigt werden kann. Es hat kaum etwas mit Verzeihen zu tun, sondern mit dem Wunsch, die schmerzenden Emotionen und ihre schädigenden Reaktionen los zu werden.
VERSE 3 und 4 des Dhammapada (übersetzt von Kurt Schmidt)
„Beraubt bin ich, besiegt, geschlagen und geschändet“, solange man so denkt, wird Feindschaft nie beendet.
„Beraubt bin ich, besiegt, geschlagen und geschändet“, wenn man so nicht mehr denkt, wird Feindschaft bald beendet.
Ich vergleiche die geschlagenen körperlichen und seelischen Verletzungen mit Wunden, welche man durch Erinnerung und grübelnde Beschäftigung mit Täter und Opfer, immer wieder aufreißt und zum Bluten bringt. Echtes Mitgefühl mit „meinem Leid“ ist wie eine Heilsalbe, die ich mir selbst auf die Wunde streichen kann, und einen Verband nach „guter Reinigung“ auf die Wunde zu legen, ist die heilende Weisheit der Vergänglichkeit und Güte. Sie bringt innere und äußere Ruhe zustande, die sich in größerer Sicherheit ausdrückt.
Für dieses Stoppen unserer unguten Reaktionen üben wir die Achtsamkeit. Sie ist das Mittel, das in jedem Augenblick eingesetzt werden kann – das aber ohne tägliches Üben immer wieder vergessen wird.
ÜBUNG: Wenn uns etwas ärgerlich berührt – und sei es nur eine Störung – im Moment innehalten und das unangenehme Gefühl ZULASSEN, ohne Wertung anschauen und zu sich selbst sagen: „so ist das – und es ruft bei mir körperliche und gedankliche Reaktionen hervor – – – – Ich kann es fallen lassen – ich kann es akzeptieren – ich kann es mit Entgegnung bekämpfen oder etwas was falsch verstanden wurde, richtig stellen. ICH HABE DIE WAHL!
Vers 5 aus dem Dhammapada ( übersetzt von Gerald Schinagl)
Der Hass wird niemals durch Gehässigkeit beruhigt; nur der Nicht-Hass ist dazu geeignet. Das ist ein ewiges Gesetz.
FRAGE:
Fühle ich öfter wie Ablehnung und Groll meinen Geist besetzen, verwirren und trüben?
Es macht mich vielleicht ängstlich und unsicher. Möchte ich damit besser umgehen lernen?
Vielleicht versuchst Du es einmal SO: ACHTSAM STOPPEN – ZULASSEN – BESINNEN – ENTSCHEIDEN!
Weniger Ärger heißt mehr Freude und das Einsparen von unnötiger Kraft!
Freude und wachsende Kraft wünscht Dir in und nach deinen Ferien
Deine alte Ursula