Das Schlangengleichnis – Vers 6

Liebe Freundinnen und Freunde,

Wie Ihr merkt, hat das SCHLANGENGLEICHNIS mein Interesse geweckt.

Ihr findet es im Suttanipata 1

Vers 6

In wessen Innern Unmut keinen Raum hat,

wer über Lebens Wechselfälle sich erhebt,

Ein solcher Mensch gibt beide Seiten auf,

Wie eine Schlange abgenutzte, alte Haut.

Wie zeigt sich Unmut?

Für mich bedeutet es Verärgerung über Dinge, die nicht so laufen, wie ich es mir
vorgestellt habe. Es kann ein vorüber gehender Ärger sein, der bald vergessen
ist – oder er dehnt sich zu einem anhaltenden Groll aus. Noch schlimmer wird es,
wenn er sich zu einer ablehnenden, umgreifenden Stimmung entwickelt.

Fragen an Dich:

Kennst Du das auch?

Überwindest Du das Gefühl von Unmut schnell?

Oder grübelst Du länger darüber nach und suchst Schuldige, um Dich zu entlasten?
Vielleicht bringt Dich eine Ablehnung automatisch in eine schlechte Stimmung?

In dem Vers 6 wird impliziert, dass man den Innenraum von Unmut frei halten
kann.

Ist das überhaupt möglich?

In meinem Leben gibt es immer wieder Umstände, die mir nicht passen, die zu
Ärger, Wut und Ablehnung anregen.

Gibt es Möglichkeit, mich grundsätzlich davon frei zu halten?

Und ist das psychisch überhaupt gesund?

Der nächste Satz im Vers gibt Auskunft, wie diese innere Reinheit zustande
kommen kann. Es wird von den Wechselfällen des Lebens gesprochen.

Lob – Tadel / Verehrung – Verachtung / Glück – Unglück / Erfolg – Misserfolg.

Es heißt sogar, dass es die weltlichen Bedingungen sind, denen wir unterliegen.

Wer nimmt den Auslöser für unangenehme Folgen nicht persönlich?

Indem wir versuchen, das damit zusammenhängende Problem zu lösen, stehen wir
ständig unter Druck. Es gibt ja immer etwas, was nicht so ist, wie es sein
sollte!

Werden wir zu der Meinung aufgefordert, dass es in der Welt nun mal so ist – und
wir nichts dagegen machen können? D.h. den Wechselfällen des Lebens gleichgültig
gegenüber stehen?

Es heißt, man sollte sich über sie erheben; also sie ansehen, wahrscheinlich
auch erleben, – aber sich von ihnen nicht einfangen und fesseln lassen.

Das sich wiederholende Ende des Verses:

„Ein solcher Mensch gibt beide Seiten auf, wie eine Schlange abgenutzte, alte
Haut,“

Lässt offen: Welche zwei Seiten sind es?

Da der Buddha beim Betrachten oft von innen und außen spricht, – kann es sich
darum handeln, wie wir den Unmut in unserem Leben ausdrücken – vielleicht sogar
an anderen auslassen – oder wie wir ihn nach innen nehmen , ihn verdrängen oder
die eigenen Gedanken und Gefühle mit diesem Gift negativ infizieren.

Beides soll losgelassen werden. Wie mache ich das?

Achtsam innehalten; sich besinnen und den Geist umstimmen – das wird empfohlen.

Zwei andere Möglichkeiten werden aufgezeigt:

Hier geht es um erweiterte Einsicht.

Alles Leben empfinde ich im persönlichen Erleben, das mein Schicksal ausmacht,
das ich aber auch mitgestalten kann. Wir nennen es Karma.

Auf der anderen Seite sind die Wechselfälle des Lebens generell.

Jedes Lebewesen ist davon betroffen. Ich bin nicht das persönliche Opfer dieser
Weltgesetze!

Wenn ich beides erkenne, bin ich nicht so involviert und kann etwas gelassener
mich selbst und die äußeren Umstände betrachten – und dann auch weisere
Entscheidungen treffen.

Hilft das zum Loslassen beider Seiten?

Weder alles zu persönlich nehmen – noch untätig alle universellen Bedingungen
ansehen und nichts an sich heran kommen lassen!

Gibt die Mitte von beidem mir Freiraum?

Vers 7

In wem Gedanken übler Art nicht schwelen,

Zuinnerst restlos abgeschnitten sind,

Ein solcher Mensch gibt beide Seiten auf,

Wie eine Schlange abgenutzte alte Haut.

Hier geht man noch mal auf die Gedanken ein, die oft lange schwelen.

Meistens sind es die Üblen.

Ziemlich rigoros wird empfohlen, sie innerlich restlos abzuschneiden.

Aber manchmal hilft wirklich nichts anderes.

Als Beispiel denke ich an ein Furunkel, das aufgeschnitten werden muss, damit
der Schmutz herauskommt, und nicht den ganzen Körper vergiftet.

Beide Seiten aufgeben heißt hier:

Die üblen Gedanken nicht in Worte oder Taten umzusetzen –

Aber sie auch nicht das Innere infizieren zu lassen –

Sondern sie entschieden abschneiden.

Für mich bedeutet die alte abgenutzte Schlangenhaut in erster Linie meine
fixierten alten Muster und Voreingenommenheiten, de ich m.E. mühsamer als die
Schlangen loswerden kann.

Aber das Bemühen darum gibt Sinn , und macht gutes Karma.

Den Frühling genießen mit offenen Sinnen – aber nicht an ihnen hängen (beide
Seiten)

Das wünscht Euch

Eure Ursula

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