Das Gleichgewicht

Liebe Freundinnen und Freunde,

Was bedeutet Gleichgewicht für mein Leben? Ist es etwas worüber man überhaupt
nachdenken sollte?

Wenn von Ausgeglichenheit, von seelischer Balance die Rede ist, dann hören wir
vielleicht zu, körperlich scheint es selbstverständlich zu sein.

Im Auf und Ab des Daseins werden wir hin- und hergeschaukelt.

Der Buddha nennt es die weltlichen Gesetze, denen wir unterliegen:

Glück – Unglück / Lob -Tadel

Anerkennung – Verachtung / Freude – Leid

Sind es wirklich Gesetze, denen wir nicht ausweichen können?

Wenn JA, dann müssen wir andere Strategien als Kampf oder Ausweichen einsetzen.
Das Pendel von der Hoffnung zur Angst und von der Angst zur Hoffnung hat uns
fest im Griff. Sind wir auf der positiven Seite sozusagen im Glück, dann kommt
schon die Angst hinzu, weil wir an das mögliche Ende denken. Stecken wir in
einer Krise, also auf der negativen Seite, dann ist es die Hoffnung, die uns
aufrichtet und zur anderen Seite streben lässt.

Was kann man gegen den Energie zehrenden Wechsel tun?

Zuerst ist das Erkennen angesagt, der Geist sieht „so ist es“ und der Verstand
sagt “ es hilft nichts; akzeptiere es“. Als nächstes wäre anzuraten „sei dankbar
für die Freuden und genieße sie; und scheue dich nicht vor den Leiden; sie gehen
vorüber“. Wichtig ist die Einsicht, dass eins nicht ohne das andere existieren
kann, dass es ein natürlicher Ablauf ist.

Man kann diese Gegensätze als Polaritäten des selben Thema erkennen und wird
durch die Akzeptanz nicht aus der Bahn geworfen.

Sicher sind wir klug genug, um zu sehen, dass wir nicht immer Anerkennung, Lob
und Freude haben können; aber trotzdem sträubt sich unser Gefühl dagegen, wenn
uns Missachtung, Kritik und Ärger beschert wird.

Beantworte dir selbst einige Fragen:

Wie erlebe ich glückliche Situationen?

Kann ich mich ganz einlassen und das Glück genießen?

Oder lassen die kleinen oder größeren Schwächen und Fehler die volle Freude
nicht aufkommen?

Nimmt das Wissen um die Vergänglichkeit meinen Freuden das befriedigende Gefühl?

Wie steht es mit unangenehmen Aufgaben und Erlebnissen?

Empfinde ich sie als ungerecht, weil ich mich für unverschuldet halte?

Trifft meine Kritik die anderen, wenn ich Anerkennung und Lob vermisse?

Schlägt meine Freude schnell in Zweifel und Enttäuschung um?

Jeden Tag erleben wir die Gegensätze und empfinden sie meistens als
Widersprüche. Bei zu viel Lärm suchen wir die Stille; viele Menschen, oder
Trubel um uns herum, lassen uns in die Einsamkeit gehen. Das Einerlei eines
Landlebens treibt uns in die Stadt. Bei großem Luxus sehnen wir uns nicht selten
nach natürlicher Einfachheit und umgekehrt.

Es wird Ausgleich angestrebt.

Die Natur macht es uns im Wechsel von Vergehen und Entstehen vor .

Aber auch im Ausgleich von zu viel und zu wenig, d.h. wenn der Mensch nicht
dazwischen funkt. Es geht immer wieder um die Balance.

Ursprünglich hat jedes Lebewesen ein gesundes Gefühl für rechtes Maß und
Ausgewogenheit. Wissenschaft, Technik, Werbung haben unsere Wahrnehmung so
beeinträchtigt, dass wir die Signale unserer Sinne oft nicht mehr merken und aus
der Balance geraten.

Dabei wird das Bedürfnis zum rechtzeitigen Ausgleich nicht erkannt, weil unsere
Sinne uns nicht mehr sagen, wann etwas genug ist, wann wir etwas ändern sollten.
Wissen wir überhaupt noch was uns gut tut?

Fragen:

Sitzt du lange am PC? Vielleicht verlangt es dein Beruf von dir. Was machst du
als Ausgleich? Joggen, Sport, Yoga o.a. ? Sparst du dir auch Zeit für deine
Familie und Freunde auf? Oder gierst du nach den neusten PC-Spielen?

Fesseln dich die Dinge so, dass du sogar das Essen vergisst und schon gar nicht
mehr an die frische Luft gehst?

Macht dir die Einseitigkeit keinen Kummer? Dir vielleicht nicht, aber oft der
Partnerin, den Kindern, den Eltern und Freunden

Bist du sehr ehrgeizig? Leidest du an Arbeits- oder Spielsucht?

Kümmerst du dich um körperlichen, geistigen und sozialen Ausgleich?

Jede Einseitigkeit ruft Negativitäten hervor.

Kennst du überreizte Augen, empfindliche Ohren, Druck im Gehirn?

Meistens geht eine körperliche Verspannung damit einher; der Rücken tut weh,
Nacken und Schultern sind steif und die Füße kalt und gefühllos.

Es sind Zeichen, dass dringend etwas geändert werden sollte.

Alle Arten von Stress gehen daraus hervor. Aber trotzdem glaube ich nicht, dass
es damit getan ist, wenn man das einseitige Phänomen unterbricht und neu
programmiert. Obwohl das schon ein wichtiger Schritt ist.

Achtsamkeit und Wahrnehmungsfähigkeit müssen so geschult werden, dass bei allem
Tun und Reagieren die Balance gefunden wird.

Dann fühlt sich die Person stabil und wohl und hat auch die Kraft für die
anfallenden Lebensaufgaben. Ein weiterer großer Vorteil ist das Erwachen des
Selbstwertgefühls. In der Zerrissenheit von Extremen kann diese bewusste Mitte,
die einem spirituellen Anker gleicht, nicht wahrgenommen werden.

Alle meditativen Körperübungen wie Yoga, Taichi, und ähnliches verfeinern die
Körperwahrnehmung mit allen Sinnen. Die Meditation bringt den Menschen
einerseits zur Ruhe, ist aber auch ein vorzügliches Mittel, um seelisches
Gleichgewicht zu finden.

Fragen:

Kannst du mit deinen Gefühlen so umgehen, dass du dich stabil, offen und
eigenständig fühlst?

Oder gehen manche Gefühle mit dir durch?

Was machst du, wenn eine Emotion dich überrumpelt?

Kannst du einen Stopp einlegen?

Kannst du die polare Gegenseite einsetzen?

Wenn wir mit unseren Empfindungen und Emotionen zurecht kommen,

können wir von innerem Gleichgewicht reden.

Das äußere ist die Balance des Körpers mit den Sinnen.

Das Gleichgewicht zwischen innerer und äußerer Balance herzustellen ist unsere
Aufgabe; vielleicht ist es Lebenskunst.

Meine Enkelin Jessica gab mir, als ich sie fragte, ein eindrucksvolles
Gleichnis.

Der Mensch hat bekanntlich zwei Beine. Wenn er auf beiden steht, ist das zwar
fest und sicher aber er kommt nicht vorwärts. Beim Gehen muss er von einem zum
anderen Bein wechseln. Es ist immer nur ein Bein am Boden, rechts oder links.

Das passt auch zu unserer Entwicklung; wir brauchen die Polarität, Einseitigkeit
bringt uns nicht weiter – aber Extreme machen uns krank.

Es ist das gesunde Gleichmaß, das uns ein gutes Gefühl gibt und unsere Kräfte
fördert.

KÖRPER und GEIST beeinflussen sich gegenseitig und hängen von einander ab. Wenn
sie gut funktionieren sollen, müssen wir sie gleichermaßen pflegen. Auch hier
ist Ausgleich vonnöten.

Was machst Du bisher dafür? Versuch mal Neues – es erfrischt!

Im nächsten Wegbegleiter gebe ich ein paar Übungen an.

Es grüßt Dich in diesem Neuen Jahr 2010 ganz herzlich

Deine alte Ursula

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