Nachhaltig

Warum wird heute so viel über Nachhaltigkeit geredet, geschrieben und
diskutiert? Weil wir die Folgen von einem Leben mit hohen Ansprüchen, enormen
Konsum und Vergnügungen negativ zu spüren bekommen. Möglichst schnell und
viel Geld zu machen und sich Vergnügungen zu erlauben, die zu Schulden führen,
war eindrucksvoll und angesehen. Über die Zukunft machte man sich keine Sorgen.
Für besondere Schwierigkeiten ist immer noch der Staat da!

So pauschal stimmt es nicht, denn es gab immer Leute, die gewarnt haben. Wie
geht es mir mit dem Gedanken an die Zukunft? Bekomme ich Angst, dass ich in
Rente vielleicht armseliger leben müsste als bisher? Im Augenblick geht es uns
in Österreich ja noch ganz gut aber was ist, wenn etwas schief läuft! – wenn
Ansprüche nicht mehr erfüllt werden, Können nicht mehr gefragt ist, wenn es
unbequem und angstvoll wird.

Solange ich auf Angenehmes als mein Glück baue, und es mir erfüllen kann,
finde ich die Welt in Ordnung und bin zeitweise zufrieden. Solange ich das
Unangenehme umgehen oder loswerden kann, mag ich damit ganz gut leben. Aber
wehe, wenn ich bei aller Anstrengung nicht kriege, was mir eigentlich zusteht
– und wenn ich das Nervende, Unangenehme nicht loswerde – was dann?

Wir sehen in unserer heutigen Situation in den Ländern, wo man bisher fast
„in Luxus“ leben und sich so ziemlich alles leisten konnte, auch wenn man
dafür Schulden machte, deutlich, wo diese Tendenz hinführt. Zu viele Menschen
geraten in Armut , Arbeitslosigkeit und Verzweiflung.

Alle regen sich auf wo es um’s Sparen geht und protestieren wütend auf den
Straßen. Alle fordern die Einsparung von anderen; selber will man nichts
abgeben oder verzichten. Jetzt darüber politisch zu diskutieren habe ich nicht
vor! Die Grundidee, dass alle schönen, angenehmen, genüsslichen Gefühle zu
gierigem Mehr haben wollen führen – und alle unangenehmen, abstoßende
Eindrücke zu Hass führen, wenn keine achtsame, kluge Überlegung dem Einhalt
gebietet, ist die Basis für neues Verhalten.

Wie geht es weiter? Das fragen die Politiker, die Ökonomen und die Leute auf
der Straße? Wer gibt zufrieden stellende Antworten? Was können unsere Kinder,
Enkel und Nachfahren von der Welt erwarten?

Der Buddha hat in der Kausal-Kette gezeigt wie aus den Sinnesreizen die Gefühle
und die Reaktionen entstehen, die sich schließlich zu Habgier, Gewalt und Krieg
auswachsen, was großen Schaden und viel Leid mit sich bringt. Was bietet der
Erwachte als Heilung an gegen diese Weltkrankheit?

Er verdammt nicht die grundlegenden Gefühle von angenehm, unangenehm, neutral,
sondern den unachtsamen, uneinsichtigen Umgang mit ihnen. Bevor man auf die
Gefühle reagiert, soll man eine Pause machen, einen Moment zu sich kommen und
weise überlegen, was jetzt heilsam wäre. In der Lehrrede an Rahula (M.61),
seinen Sohn, erklärt er den Unterschied von Heilsam und Unheilsam.

„Wenn Du etwas sagen willst, Rahula, überlege, ob das, was Du sagen willst,
jemandem Leid verursacht oder Schaden zufügt! Wenn es niemandem Schaden oder
Leid zufügt, magst Du es aussprechen, denn es ist heilsam.“ Genauso soll er
bevor er etwas tut, seine mögliche Handlung überprüfen, ob sie keine
unheilsame Auswirkung nach sich zieht, – falls ja, ist diese Handlung zu
unterlassen. Sogar die Gedanken sollen in dieser Weise untersucht werden; da
heißt es: unheilsame Gedanken vermeiden und bestehende überwinden, heilsame
dagegen entfalten und erhalten.

Als ich diese Passage zum ersten Mal las, dachte ich, dass es ja eigentlich NUR
ums Unterlassen von schädigenden Dingen ginge – damit wäre es ja schon getan
– und heilsam. Vor dem Reden, Handeln und Denken darauf zu achten, ob keine
unheilsamen Wirkungen daraus entstünden, war in der Praxis allerdings
äußerst schwierig und nicht immer erfolgreich. Außerdem heißt es
zusätzlich, dass es für andere und mich selbst gilt – also auch mir selber
kein Leid zufügen! Als besonders heilsam gilt, was Freude und Wohlgefühl
hervorruft.

Der Drehpunkt ist das weise Besinnen und Unterscheiden von Heilsam und
Unheilsam. In der Karma-Lehre wird klar, worin die Nachhaltigkeit besteht, denn
aus heilsamen Entscheidungen und Handlungen folgen immer heilsame Wirkungen.
Umgekehrt entsteht aus unweisen, unheilsamen Taten, Worten und Gedanken alles
was Unglück und Leid bringt. Ursache – Wirkung ist ein natürliches Gesetz,
das als Karma persönlich erlebt wird.

Wir helfen damit nicht nur uns selber, sondern tun damit der gesamten Welt etwas
Aufbauendes, Gutes.

Ich habe daraus etwas wie ein Bekenntnis gemacht und nenne es „die drei
großen Bemühungen.“

Mit vielen heilsamen Wünschen für Dich, Euch und alle Wesen

grüßt die alte Ursula

DREI GROSSE BEMÜHUNGEN

Ich bemühe mich,

alles zu unterlassen was unheilsam ist,

was den Lebewesen Leid zufügt

und der Welt schaden kann.

Ich bemühe mich

Alles zu tun,

was das Leben in der Welt fördert,

was allen Wesen wohltut,

Und was sie auf einen heilsamen Weg bringt.

Ich bemühe mich,

meinen Geist durch Ruhe und Besinnung zu klären,

ihn von gierigem Verlangen, von Ärger und Ichsucht zu befreien,

und mein Herz mit Liebe zu füllen.

Diese drei Bemühungen stärken meine Werte

und stabilisieren mein inneres Selbstwertgefühl.

Sie geben meinem Leben Sinn

und eine heilsame Richtung.

Ich werde sie vor jeder Meditation in der Kurzform rezitieren:

Ich bemühe mich alles Unheilsame zu lassen,

alles Heilsame zu tun,

meinen Geist zu klären,

und mein Herz mit Liebe zu füllen.

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