Vergleichen

Liebe Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter,

das Thema Vergleichen scheint mir wichtiger zu sein als das Bewerten, was im
buddhistischen Bereich sehr oft zur Sprache kommt.

Vergleiche zu ziehen ist eine menschliche Eigenschaft, die wir als berechtigt
und vielleicht sogar als notwendig ansehen.

Wir wollen uns orientieren; wir wollen wissen wo wir stehen. Wenn wir andere als
Spiegel benutzen, um uns einordnen zu können als guter, mittelmäßiger oder
schlechter Mensch, machen wir uns von diesen anderen abhängig. In unserer Kultur
geht es um die zu dieser Zeit und an diesem Ort propagierten Werte, nach denen
wir uns richten sollen und es meistens auch tun.

Wird uns nicht vorgeschrieben was schön, Glück verheißend und großartig ist?

Wenn etwas oft genug gehört wird, wächst es leicht zur Überzeugung an.

„Je öfter man auf den Nagel schlägt, umso tiefer dringt er ein,“ sagt ein
Sprichwort.

Eine Frage an Dich: Lässt Du Dich von modischen Richtlinien leiten?

Ziehst du Vergleiche mit Dir und der herrschenden Mode?

Wonach richtest Du Deine moralischen Werte?

Wie stehst Du im Vergleich da?

In welchem Rang fühlst Du Dich in der Menschheit?

Wem bist Du unter- oder überlegen?

Was lobst Du in Deiner Gesellschaft? Was tadelst Du?

Welche Kriterien leiten Dich?

Vom Buddha hören wir, dass er das Vergleichen mit anderen Menschen ablehnt.

Schau nicht darauf, ob Du besser, schlechter oder gleich gut bist wie andere!

Es gibt immer jemand, der besser ist als Du, immer jemand, der schlechter ist
als Du – und auch immer jemand der gleich gut ist.

Einmal fühlst Du Dich klein , minderwertig, – dann bist Du der oder die Große,
Überlegene. Mit den Gleichen möchte man sich verbünden – da fühlt man sich
sicher, und die eigenen Schwächen und Fehler verlieren in der „normalen“
Allgemeinheit an Bedeutung.

Mit dem Vergleichen machst Du Dich abhängig von den Kriterien der anderen.

Was ist es, was Du beim anderen anerkennst? Sind das auch wirklich Deine Werte?

Oder willst Du es nur imitieren, weil viele Leute es schätzen?

Der Buddha spricht in seinen Reden gern in Gleichnissen.

Ist das nicht auch vergleichen?

Im Anguttara Nikaya IV zeigt er in 10 bildhaften Gleichnissen (101 – 110)

wie verschieden Menschen eingestellt sind und sich verhalten können.. Alle
Vergleiche haben einen Bezug zu seiner Lehre, lassen aber offen, wie sich der
Mensch selbst sieht.

In seinem Streben nach einem Ziel und der Praxis auf seinem spirituellen Weg
kann sich der Übende einordnen und erkennen, wo er sich gut entwickelt hat und
wo es noch Einiges zu tun gibt.

Bin ich wie ein voller oder wie ein leerer Krug?

Bin ich wie ein Teich der tief aussieht oder ein seichter Teich?

Oder ein tiefer Teich, der seicht oder tief aussieht?

Kann ich mich mit einer reifen oder unreifen Mangofrucht vergleichen?

Grabe ich wie eine Maus Löcher und wohne nicht darin?

Oder bewohne ich Löcher, die ich nicht gegraben habe?

Wüte ich wie ein Stier gegen meine eigenen Leute, gegen mich selbst ,

oder gegen Fremde?

Umgebe ich mich mit minderwertigen, unheilsamen Menschen oder mit wertvollen?

Finde ich Ähnlichkeit mit Bäumen, die in guter Umgebung kraftvoll heranwachsen,

In unguter Umgebung dahinsiechen?

Speie ich Gift wie eine giftige Schlange?

Kommt es oft vor – und ist es gefährlich oder ungefährlich?

Die Gleichnisse die der Buddha anführt, motivieren zu edlem Fortschritt.

Die Strebsamkeit nach echten Werten nennt er „eine Quelle des Glücks“.

Wir brauchen uns nur den Edlen Achtfachen Pfad als eine Vergleichs-Skala
anzusehen, um für uns jeweils eine Eigenschaft heraus zu suchen, die wir eine
zeitlang als edlen Wert üben. In der Meditation geschieht es im Geist als
Vorbereitung um im Alltag realistisch umgesetzt zu werden.

Das Vergleichen mit anderen Menschen, was uns dem ständigen Schwanken von
Minderwertigkeit und Überheblichkeit aussetzt, ist unheilsam.

Das Vergleichen mit den momentan hochgespielten zivilisatorischen
Wertvorstellungen kann uns keinen Halt und kein Gefühl von Echtheit geben.

Das Vergleichen mit den Bildern in Buddhas Lehrreden kann uns zum Üben anspornen
und uns bei erfolgreichen Schritten echte Freude bereiten.

Wir sollten uns die Chance für echte Freuden nicht entgehen lassen!

Mit viel heiteren Metta-Wünschen
Eure Ursula

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