Liebe Freunde, und Freundinnen auf dem Weg!
Es ist warm und blühend schön, – wir können uns freuen!
Hier kommt der Mai – Newsletter mit Gedanken über Selbstverwirklichung.
Was ist wirklich? Was hälst Du für wirklich oder wahr?
Muss die Wissenschaft etwas beweisen und darstellen können, dass Du es als wahr
akzeptierst? Ist es deswegen real?
Der Buddha sagt:
„Ich lehre die Dinge wie sie wirklich sind“; vielmehr so: „Ich lehre Dich die
Dinge zu sehen, wie sie wirklich sind“.
Er geht den Dingen auf den Grund; alles Beiwerk der weltlichen Ansichten, der
Wissenschaften und Philosophien lässt er bei Seite. Örtliche und zeitliche
Strömungen von Gesellschaften, Staaten und Religionen – alles das gilt nichts
gegen das Erkennen der Wirklichkeit wie sie ist, – das Wahrnehmen der „SOHEIT“.
Ist das nicht armselig, kahl, unerfreulich?
Merkwürdigerweise sehnen sich die Menschen danach, die unverblümte Realität des
Lebens zu sehen und zu erfahren – auch wenn sie sich davor fürchten und ihr
ausweichen. Vielleicht gehören Sehen und Fürchten zusammen? Vielleicht mag es
ein Schutz für Schwache zu sein und eine Herausforderung für Mutige.
Was hat die Realität mit dem Selbst zu tun?
„Selbst Tun“ ist jedem sofort klar. Meine kleine Schwester fing gerade an zu
sprechen und nach den ersten Worten „Mama“ und Papa“ kam gleich und immer wieder
„seb mach“. Es gibt kaum etwas, was stärker ist als dieser Drang zum
eigenständigen Handeln. Das setzt natürlich eigenes Denken voraus. Wir beweisen
uns, dass wir etwas ganz allein fertig bringen – aber vor allem, dass wir ein
Unikat sind, etwas Besonderes; ein ICH!
Nach der Buddhalehre sind wir zwar einzigartig in der Zusammensetzung aller
unserer Bestandteile aber generell gesehen sind es dieselben Bestandteile, aus
denen alle Menschen bestehen; also im Grunde „Nichts Besonderes“.
Was ist nun dieses Selbst? Ich-Selbst ist meistens gemeint. Ist es das
Alltags-Ich, das Freizeit-Ich, das Familien-Ich, das Berufs-Ich??? Gerade über
diese verschiedenen Rollen-Ichs möchte der forschende Mensch hinaus. Also ist
ein anderes Ich gemeint? – oder gar kein Ich? – oder das Von Selbst?
Verschiedene Personen haben auch verschiedene Vorstellungen von
Selbstverwirklichung. Zwei Aspekte werden deutlich:
Der illusionäre und der praktikable Aspekt.
Teils ist es Lust, teils Schmerz sich vorzustellen, wie ein vollkommen
befriedigtes Ich sich anfühlen könnte. Die Lust lässt uns hoffen, einmal das
Ideal zu erfüllen; der Schmerz kommt aus dem Zweifel, ob es überhaupt möglich
ist.
Wenn es um das Umsetzen geht, werden die hohen Ziele gewöhnlich gestrichen – und
es wird das Mögliche umgesetzt, was bisher vielleicht als unmöglich gegolten
hat. Viele geben ganz auf, weil es Kraft und Mut erfordert.
Ist die Selbstverwirklichung nur eine Wunscherfüllung – oder mehr?
Was wird denn verwirklicht? – Die Reise nach Asien zu einem Guru? – das Haus im
Grünen? Ist das nun das Echte, was in Geist und Herz als echt, als richtig,
erkannt und empfunden wird?
Man lässt sich nicht von den Trends der Zeit, in Mode, Wissenschaft, Parteien,
Familie oder Gesellschaft beeinflussen – wir wollen uns nicht selbst verlieren.
Sehr angepasste Menschen, die sich lange unter Druck gefühlt haben, schlagen
förmlich um, wenn sie sich endlich davon befreien. Manche werden zu richtigen
Egoisten, was als Übergang verständlich ist; was aber keine echte Befreiung von
Abhängigkeit bringt. „Jetzt tue ich endlich mal was mir gefällt!“ „Ich verwöhne
mich!“ „Ich gebe mein Geld für mich selbst aus und lasse es mir gut gehen!“
Meistens handeln diese Personen sich neue Konflikte ein.
Erst wenn wir das Selbst als etwas sehen, das tief in uns als Kraft des Guten,
des Heilsamen, angelegt ist, wird die Selbstverwirklichung zu einer geistig –
seelischen Entwicklung.
Im Buddhismus wird dieses innere Potenzial die „Buddhanatur“ genannt, was sich
als reine Herzensgüte, Klarheit des Geistes, Mitgefühl und vollkommene, heitere
Ausgeglichenheit darstellt. Ob es als „Göttlicher Kern“, als „Mitte“ oder
„Urgrund“ oder als „SELBST“ bezeichnet wird, ist unerheblich, wesentlich sind
die von Gier reinen Eigenschaften, welche den Menschen auf die höchste Stufe der
menschlichen Entwicklung erhebt. So entfaltet sich innerer Frieden, inneres
Glück.
Das Streben nach echter Selbstverwirklichung kommt m.E. aus der inneren Stimme,
die uns auffordert, das authentische Potenzial in uns auch zu nutzen und zur
Entfaltung zu bringen. Die praktischen Hinweise sind dafür im Edlen Achtfachen
Pfad klar und anwendbar dargestellt.
Das mag im täglichen Leben manchmal leicht, manchmal schwierig sein; aber darauf
kommt es nicht an. Auch nicht, ob es sich mit den Trends der Zeit vereinen lässt
oder nicht – wichtig ist die klare Sicht eigener Einstellung dazu. Im Vertrauen
zu sich selbst als einem entwicklungsfähigen Menschen mit guten inneren Kräften
liegt die Fähigkeit, die eigenen Aufgaben im Leben zu sehen und sich ihnen zu
stellen. Am Anfang dieses Weges werden sich oberflächliche Freundschaften wohl
auflösen, dafür entsteht mit der Zeit eine Anziehungskraft gleicher Gesinnung,
die entsprechende Menschen zusammenführt.
So wird die Selbstverwirklichung zu etwas, was der ganzen Menschheit zugute
kommt.
Mensch werde wesentlich,
Denn, wenn die Welt vergeht,
Dann fällt der Zufall weg,
Das Wesen, das besteht. Angelus Silesius
Was in deinem Herzen so mächtig pocht,
Ist der Mensch, der du wirklich bist.
Du hälst ihn gefangen.
Unablässig schlägt er gegen die Tür seines Kerkers.
Lass ihn frei! Ernst Schönwiese
Mit großer Metta- Umarmung Ursula aus Wien