Liebe Übenden!
Diesmal gibt es eine Doppelconferance zum alles bestimmenden Thema: Eine Betrachtung von Horst Kugele und eine weitere Betrachtung von Ursula:
Persönliche Gedanken zur Corona Pandemie
– Ich, Wir, EINS –
von Horst Kugele, Rumbach
Dies ist der Versuch einen persönlichen Standpunkt zum richtigen Umgang mit der Corona Pandemie zu finden.
Diese Antwort kann nach meiner festen Überzeugung nur auf der Grundlage ethischer Werte gefunden werden. Und sie muss unsere freiheitlich demokratische Grundordnung respektieren.
Es sind schwierige ethische Fragen zu beantworten. Ich versuche mich dabei als Buddhist vom Dhamma leiten zu lassen und als Demokrat von unserer sogenannten freiheitlich demokratischen Grundordnung.
Im Kern stellen sich doch die folgenden Fragen:
Ich oder Wir?
Ich oder Verantwortung für die Gemeinschaft?
Individuelle Freiheiten oder Verantwortung für den/die gefährdeten Mitmenschen?
Was schuldet eine Gesellschaft und das einzelne Individuum dem Wohlbefinden und dem Schutz des anonymen Mitbürgers?
Egoismus oder Mitgefühl und Empathie?
ICH oder Nicht-ICH?
Freiheitsrechte Einzelner oder Verpflichtungen der Regierung / des Staates in einer Demokratie zum Erhalt des sogenannten öffentlichen Wohls, hier im öffentlichen Gesundheitswesen?
Vertrauen oder Misstrauen?
Geduld oder Ungeduld
Heilsames Handeln oder unheilsames Handeln
Meine persönlichen Entscheidungen zu diesen jeweiligen Gegenpolen sind eindeutig (oben durch Fettdruck gekennzeichnet), nicht nur bezogen auf die Pandemie; auch wenn ich zugegebenermaßen an diesen Einstellungen immer und immer wieder arbeiten muss. Das ICH ist einfach auch bei mir ungemein stark.
Aus diesen Aspekten heraus betrachtet heißt das für mich, dass ich den von unserer Bundesregierung eingeschlagenen Weg für voll akzeptabel und richtig empfinde, da er nach meiner Meinung auch wohl abgewogen ist und vor allem meinen ethischen Standpunkten bestmöglich Rechnung trägt. Es ist richtig, alle politischen Entscheidungen unter der Prämisse zu treffen, dass die Kapazitäten des Gesundheitssystems nicht zusammenbrechen dürfen und die Reproduktionsrate so gering sein soll, dass die Neuinfektionen noch in den Übertragungswegen nachvollzogen werden können. Das ist ein heilsamer Weg für uns alle.
Für mich persönlich ist dies nach der Entscheidung zum Ausstieg aus der Atomenergie und dem Öffnen der Grenze für Flüchtlinge 2015 die dritte wichtige Entscheidung der Regierung unter Angela Merkel, die ich gut finde. Dies ist deshalb bemerkenswert, da ich die CDU noch nie gewählt habe und ihr immer sehr kritisch gegenüberstehe.
Ich bin sehr froh im Moment in einem Land zu leben, in dem es mit demokratischen Mitteln des Rechtsstaats zumindest bis jetzt gelungen ist, Zustände wie in vielen anderen Ländern zu verhindern, in denen wirklich menschenunwürdig mit dem Problem umgegangen wird und schon viele Tausende Menschen sterben mussten, weil sie gar keine oder nicht ausreichende medizinische Hilfe bekommen haben. Es gibt viele Belege darüber, sei es in Text oder Bild: In China wurde infizierten Menschen der Zugang zu überfüllten Krankenhäusern verwehrt, manche wurden sogar in ihren Häusern eingemauert und blieben dort ohne jegliche Hilfe; in einigen Ländern mussten Ärzte entscheiden, wen sie mangels Beatmungsgeräten sterben lassen müssen; in Ecuador mussten Menschen ohne medizinische Hilfe zuhause sterben und die Leichen wurden erst nach Tagen vom Straßenrand abgeholt und in Massengräbern verscharrt usw.
Schweden ging bisher einen anderen Weg mit weniger Einschränkungen mit der Folge, dass es dort – gemessen an der Bevölkerungsgröße – bereits dreimal mehr Tote gibt als bei uns. Nun fordern 2000 Ärzte und Wissenschaftler dringend einen radikalen Kurswechsel. Singapur hat gerade genau diesen Kurswechsel gemacht..
Die Bundesregierung hat bei ihren Entscheidungen zur Pandemie mein Vertrauen. Sie hat m.E. bisher die richtige Balance bei ihren Entscheidungen gewahrt. Meine einzige Kritik bzgl. des deutschen Wegs ist, dass nicht bereits drei Wochen früher massiv gehandelt worden ist.
Damit wären z.B. die Infektionen infolge der Faßnachtsveranstaltungen und die Infektionen durch die Rückkehr von Skifahrern aus dem Urlaub vermieden worden.
Man hätte dadurch bei den dann noch sehr geringen Infektionszahlen einen viel kürzeren Shut Down gehabt und am Ende eine so geringe Infektionsrate, dass der Folgeweg deutlich leichter und kostengünstiger gewesen wäre. Ich vermute, dass die Regierung dies zum damaligen Zeitpunkt nicht als der Bevölkerung vermittelbar angesehen hat.
Es ist seit einiger Zeit leider verstärkt festzustellen, dass sich eine noch nie dagewesene „Allianz“ von Spontis, außerparlamentarischen Linken, AfD, Esoterikern, christlichen Freikirchen und sogar dem amerikanischen Präsidenten bildet, die mit Verschwörungstheorien und /oder Viertelwahrheiten oder der Verbreitung falscher Behauptungen unheilsame Botschaften in die Welt setzt. Dies ist nach meiner Meinung ethisch nicht verantwortbar und auch potenziell gefährlich für unsere Demokratie. Bei allen dahinter stehenden unterschiedlichen Motiven steht fast durchweg Egoismus, Selbstsucht und Intoleranz dahinter.
Ich frage mich bei dieser Pandemie aber noch das Folgende:
Hat uns das Virus bzw. die Fledermaus oder das vom Aussterben bedrohte Schuppentier, das uns Menschen das Virus gebracht hat, damit vielleicht eine Botschaft übermittelt?
Sagt uns die Natur vielleicht auf diese Weise, dass wir endlich mit dem Raubbau und der Zerstörung der Natur aufhören sollen, bevor wir uns damit selbst zerstören?
Dies könnte eine wahre Revolution in Gang setzen und unser gesamtes Denken, Handeln und Wirtschaften auf den Kopf stellen. Endlich im Einklang mit der Natur und seinen Gesetzmäßigkeiten leben. Damit z.B. den Klimawandel wirklich und richtig anpassen.
So wir jetzt in der Pandemie auf die Vorschläge der Wissenschaft hören, macht mir das Hoffnung, dass dies jetzt auch endlich bei der Klimakrise der Fall sein wird.
Bei einem solchen Innehalten und radikalen Umdenken könnten wir uns am Ende doch bei dem Virus bedanken, dass er uns – der Menschheit – noch rechtzeitig die Augen geöffnet hat. Das wünsche ich mir.
Mögen alle Menschen behütet sein
Mögen alle Menschen glücklich und zufrieden sein.
Rumbach, den 26.04.2020
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GEDANKEN ZUR CORONA-KRISE
Die Corona Pandemie kam über uns wie eine Lawine und hat unsere Lebensgewohnheiten durch einander gebracht. Das Unbekannte und Ungewisse hat unser Gesundheitssystem bedroht und herausgefordert. Zuerst war es ein Schock, bei lauter neuen, nicht prüfbaren Details Entscheidungen treffen zu müssen. Jetzt nach zwei Monaten lassen sich die Risiken etwas leichter erkennen und entsprechend ändern. Die Mediziner haben auch schon einen Überblick über den Verlauf der Krankheit und können oftmals die größten Gefahren abwenden. In der Pharmaforschung ist ein Wettlauf für den Impfstoff gegen den Virus entstanden. Viel Neues ist in Gang gekommen.
Wie sehe ich die Dinge aus meiner buddhistischen Überzeugung?
Das nicht sichtbare Virus hat unsere Sicherheit in der Medizin, in der Wissenschaft wie in den hoch spezialisierten Techniken ins Schwanken gebracht. Unser Allmachtsgefühl, dass es für Alles, was wir wünschen oder loswerden wollen, eine schnelle und kompetente Lösung gibt, hat Einbußen erfahren. Meine Enkel tippen bei vielen meiner Fragen auf ihr Handy und lassen sich die Antworten vom Online geben. Alles ist ja schon aufgezeichnet, geklärt und geregelt.
Die persönliche Erfahrung von möglicher Krankheit und möglichem Tod ist in die Nähe gerückt. Angst geht um vor Ansteckung, vor Schmerzen, Leiden und dem Sterben. Wie ist die Reaktion darauf? Mich persönlich trifft mit 92 Jahren die Bezeichnung „gefährdet“. Meiner Auffassung nach ist Krankwerden und Sterben ein natürlicher Prozess, um das Leben im Alter zu beenden. Was mir bei Corona zu schaffen macht, ist, dass mein Selbstbestimmungsrecht übergangen werden könnte. Da werde ich zu meiner vorhandenen Patientenverfügung wohl noch einen speziellen Zusatz anbringen müssen.
In den „Fünf täglichen Betrachtungen“ heißt es bei Buddha: „Wie alles was lebt, bin auch ich der Krankheit und dem Tod unterworfen und kann Krankheit und Tod nicht entgehen.“ Alle Menschen wissen es – aber sind alle damit einverstanden? Der vierte Satz, den ich weniger beachtet habe, lautet:“ Alles, was mir lieb und teuer ist, wird sich ändern und entschwinden.“ Damit sind auch die Folgen von Corona angesprochen. Der Verlust von Besitz, Arbeitsstellen und Aufbaumöglichkeiten macht vielen Menschen zu schaffen.Das sind Einsichten, die einem helfen können, das ganze Geschehen globaler zu betrachten, als Faktum anzunehmen und für alle vernünftige Möglichkeiten zum Wiederaufbau zu schaffen. Das beschreibt der Buddha als fünfte Betrachtung bei den „Täglichen“, wo es um KARMA geht. ( Mein Tun in Selbstverantwortung und in Verantwortung für alle Lebewesen).
Buddhas grundlegende Einsichten finden wir in den „VIER EDLEN WAHRHEITEN“. Alles, was uns als Unglück trifft von außen , von der Natur oder selbst verursacht, macht uns Angst, bringt Gegenwehr, Wut oder Ohnmacht hervor – wenn wir am gewünschten, jetzigen Status anhaften. Wenn wir einsichtig offen sind, leiden wir zumindest nicht mehr am Leiden, dass es so ist! – und können klarer mit den Umständen umgehen.
Bei der Pandemie geht es um ALLe. Das Ich wird zum Wir. Es ist diesmal ein gemeinsames DUKKHA , das wir als Aufgabe bekommen. Wie sollen wir damit umgehen? „Heilsam“ sagt der Buddha zu seinem Sohn, Rahula. Was du tust, tu es zu deinem Heil und zum Wohl aller anderen. Sei dir der Folgen Deines Handelns und Sprechens bewusst, und gib Acht, dass du kein Leid, keinen Schmerz oder Schaden verursachst.
Politisch fand ich es als Fortschritt, dass die verschiedenen Parteien einmal gemeinsame Entschlüsse für die Corona Bekämpfung gefasst und keine Parteienpolitik betrieben haben!
Den Mächtigsten der Welt hat die Corona Pandemie ihre Machtlosigkeit vor Augen gehalten. Der winzige Virus hat sie klein gemacht. Vielleicht klingt ihnen das eine Weile in den Ohren?
Krankwerden und Sterben sind Natur bedingt. Ohne ihre aufbauenden und zerstörenden Energien ist der universelle Lebensfluss angehalten, zerstört. Warum der Aufschrei, dass die Alten besonders gefährdet sind? Wie sähe die Menschheit aus, wenn die Kinder und Jugendlichen zuerst stürben? Viel zu viele junge Menschen töten sich gegenseitig in Kriegen – DAS müsste verhindert werden!
Die Schutzmaßnahmen vor Ansteckung und die Vorsorge für schwere Fälle in den Spitälern halte ich für richtig. Über die Verteilung der finanziellen Hilfen für die schlimmen wirtschaftlichen Folgen der Maßnahmen kann ich mir kein Urteil erlauben. Gut finde ich es, dass Unterstützung überhaupt vom Staat angeboten wird. Dass da die Parteien wieder ihre verschiedenen Ansichten vertreten, ist auch in Ordnung. – Da halte ich mich wie Buddha an den Mittleren Weg.
Kleiner privater Zusatz:
Meine Enkelin, welche den ersten Essay in Quarantäne geschrieben hat, ist wieder in Quarantäne. In der Berliner „Sozial-Praxis“ (nenne ich so, weil alle Ärztinnen wie Putzfrau dasselbe Gehalt beziehen) war jetzt weniger los, was meine Enkelin dazu benutzte, sich für eine Hilfsaktion bei den Flüchtlingen auf Lesbos zu melden. Da arbeitet sie jetzt einsatzbereit
Mir geht es gut. Ich bin aber froh, dass jetzt mein entzündeter, schmerzhafter Zeh behandelt werden darf. Das wurde vorher von den Ärzten als „ nicht lebensgefährlich“ abgelehnt. Aber ich bekam liebe Hilfe von meinen Freundinnen und viele herzliche Wünsche.
Nun wünsche ich mir vor allem, dass wir wieder zusammen kommen, im BZ Wien oder in den Seminarhäusern. Möge Alles zum Besten werden. Mögen wir mit Fürsorge, Liebe und Mitgefühl allem auf unserer schönen Erde begegnen.
Mögen wir unsere Energien für ein glückliches Leben aller Menschen und Lebewesen einsetzen!
Mit umarmendem Metta
Deine, Eure alte Ursula
Danke!! Für die Worte und das Miteinander Dasein.