Liebe Freundin, lieber Freund!
Erlaubt mir, alles mit kleinbuchstaben zu schreiben – meine linke hand ist in gips und kaum zu gebrauchen.
Gerade habe ich ein zitat von goethe gehört,
oh, seele des menschen, wie gleichst du dem wasser – oh, scicksal des menschen, wie gleichst du dem weg. – – – fast buddhistisch.
Es geht auf das ende von 2019 zu. Erstaunlich, dass ich das mit 91 jahren erlebe.
Gehen wir eigentlich – oder ist es die zeit, das leben, die veränderungen, was geht, was dahin fließt?
Bisher habe ich den lebensfluss als das element angesehen, das uns trägt oder mitfließen lässt. Eingeschränkt mit einem gebrochenen arm, einer unfähigen hand, wird das fließen zum stau. Also schaue ich neu und anders auf die dinge, die jetzt mein leben ausmachen.
Als mir der assistent bei der unfallchirurgie die nassen gipstücher um den linken arm wickelte, war ich erstaunt, dass diese nassen, weichen lappen eine harte röhre ergeben sollten. Dann wurde die schale eng, fest und schwer. Und der körper muss das nun 6 wochen ertragen, – dukkha zum heilen! Natürlich will ich die heilung fördern und schicke energieströme mit bewusstem atem durch die arme. Es hilft – und ist eine fördernde konzentrations- und meditations-übung.
Meine freundinnen und teilnehmer aus dem buddhistischen kreis sind tolle helfer in meinem momentan eingeschränkten zustand – mit praktischer unterstützung wie mit liebevoller zuwendung. Mit viel metta sage ich DANKE!
Das soziale wien schickt mir nach anstrengendem papierkram nette heimhilfen, um die grundbedürfnisse zu decken. Das nehme ich auch dankbar an.
Auf meinem weg ist dieser stolperstein zugleich ein gedenk – und grenzstein
„MOMENT MAL!“ – wie soll es weiter-gehen? WEITER ist schon ein großes wort – einfach „gehen“ reicht mir. Auf dem WEG bleiben und die unvollkommenheiten mit allen, die sie gerade betreffen, teilen. Körperlicher schmerz verführt mächtig zur Ich-haftigkeit – DUKKHA ist tückisch! Garnicht so einfach, da die kurve zu kriegen – zu liebender güte und echtem mitgefühl. Ja: bemühen und üben-üben –üben!
Zumindest habe ich zwei ärzten auf der unfallstation mitten in der nacht die „3-minuten-meditation“ beigebracht und am ort mit ihnen praktiziert. Das hat mir und ihnen und dem assistenten gut getan. Den einsatz aller helfer dort im wilhelminenspital mit einem vollen wartesaal und zu wenig eingestellten kräften, kann man nur bewundern!
Und doch gibt es bei aller bemühung tage oder stunden, wo nichts mehr geht.
„NICHTS ALS MÜDE“
Ich, die immer eine idee hatte, was und wie es weiter geht – habe manchmal nur noch den wunsch –NICHTS ZU TUN. Kein handy, kein datum, kein geburtstag, kein danke – einach FUNK-STILLE!
Dasitzen, nicht einmal die hände umdrehen – aber mein gesicht – die augen schließen und sagen: JETZT DU – innerste, höchste kraft – – – ich lasse mich ein – in das, WAS WEISS – in das ALL – EINS – in göttliche weisheit. – – –
— und dann wieder weiter-machen!
Ja, mit vielen auf dem weg ist das gehen leichter, schöner und sinnvoller. Ich bin euch allen von herzen dankbar. D.h. nicht, dass es gerade meine letzte stunde ist, während ich dies schreibe – aber man sollte vorsorgen!
Mit liebevoller Metta-umarmung
Deine – Eure Ursula
Nun noch was ganz PRAKTISCHES:
Vom 12.Nov. -20.11.2019 habe ich im Retreat im Kloster Kirchberg am Wechsel (Österreich) noch zwei plätze frei. Susanna, meine tochter aus brasilien, macht den achtsamen bewegungsteil mit Pilates.
Da können sich noch interessierte bei mir melde. Ich würde mich freuen.
Im Januar 2020 bin ich im Rheinland bei Cristina, meiner zweiten tochter, MBSR-Trainerin, und mache mit ihr zusammen ein Achtamkeits-Wochenende, „Die letzten Wunder“ 18.01. – 19.01. in D-52372 Kreuzau. Bitte anmelden: www.ruhe-und-kraft.org