Liebe Freundinnen und Freunde auf dem Weg!
Für die vielen lieben Wünsche und Geschenke zu meinem 95. Geburtstag möchte ich Euch von Herzen danken.
Dass mir so viel liebevolle, aufbauende Energie zuteilwird, ist ein großer Segen.
Er stärkt ja nicht nur meine physischen Kräfte – er gibt mir das Gefühl, gut aufgehoben zu sein. In diesem Abschnitt des Lebens, wo Verfall und Unvollkommenheiten sich in den Vordergrund drängen und mir und meiner Umwelt mehr Mühe machen, ist es tröstend und beglückend, dass ich in einem Kreis leben darf, wo man Verständnis für mich hat, mich unterstützt und schätzt. Das sind wunderbare Werte, die mich bis zu meinem Ende begleiten.
Ich bin zutiefst gerührt und dankbar.
Eure uralte Ursula
Wir feiern das größte buddhistische Fest im Mai. Es ist das Vollmond-Fest zu Ehren und zum Dank an das Erwachen des großen Weisen vor 2500 Jahren. Ich danke dem Buddha, dass er mir gezeigt hat, dass man mit menschlichen Fähigkeiten reines Glück erlangen kann. Seine Lehre zeigt mir die Richtung und die einzelnen Schritte an, die ich gehen kann. Die Gemeinschaft, die Buddha vorgelebt hat, zeigt mir, wie eine Verbindung mit anderen in Wohlwollen gelingen kann; wie sie die Einzelnen stärkt, die Gruppe fördert und heilsame, gute Energien in die Welt bringt.
Wie ist das möglich?
Wie kann ich als einfacher Mensch Erleuchtung erlangen? Wie kann ich diese Lehre verstehen? Wie kann ich die Menschen um mich herum wohlwollend akzeptieren, sie lieben? Wie kann ich auf sie eingehen, die auch diesen Weg gehen, auf gegenseitige Unterstützung bauen und selbst zum Aufbau beitragen? Wie kann das eine zuversichtliche Hilfe für die materielle wie für die immaterielle Gesundung von uns Menschen, der Natur und der Zukunft der ganzen Erde sein?
Vielleicht sind es die Samen der Erleuchtung, wie der Meister Thich Nhat Hanh es ausdrückt? Wo finden wir sie? Es heißt, dass sie tief in unserem Innern liegen als Fähigkeiten und Möglichkeiten. Diese Samen zum Erwachen zu erkennen, sie zu pflegen und zum Wachsen zu bringen, ist unsere Lebens-Aufgabe, wenn wir das Lebensleid überwinden wollen. „Die Natur des Buddha“ in unserem Herzen und Geist ist der Drang, aus der geistigen und seelischen Abhängigkeit von unseren eigenen Trieben heraus zu wachsen. Eine schönere Freiheit und ein reineres Glück in grenzenloser Güte kann es nicht geben.
Der Buddha gibt uns die Hand mit seiner Lehre, dass wir die Richtung auf unserem geistigen Lebensweg nicht verlieren. Er lädt uns als große Erdgemeinschaft ein, mit geistigen, seelischen und materiellen Mitteln, dieses universelle große Kunstwerk der Natur zum Nutzen und zur Freude aller Wesen zu erhalten und heilsam zu gestalten.
Mit großem Verneigen in Dank und Verehrung dem Buddha, dem Dhamma und der Sangha ein uralter Mensch auf dem Weg.
Dass Vesak in Österreich gefeiert werden kann, haben wir der Anerkennung vom Staat und den vielen Helfern aller buddhistischen Traditionen und vor allem auch der ÖBR mit dem Präsidenten und Mitarbeitern zu verdanken. Vor Reverend Masunaga, dem Betreuer der Friedenspagode am Ort, möchte ich mich für 40 Jahre unermüdlicher Arbeit verneigen.
Im Nachhinein: alles, alles Gute zum Geburtstag liebe Ursula!