Liebe Dhamma Freundinnen und Freunde,
Wir haben das alte Jahr mit der dunklen , kalten Zeit fast hinter uns – und freuen uns schon auf den Frühling. Er bringt bekanntlich neues Leben hervor. Was können wir dazu beitragen?.
Ist es nicht ein Übergang von einer kahlen und kargen Zeit zu neuer Frische und Kreativität? Im Rheinland, wo meine Kinder und Enkel leben, wurde Karneval, Fasching, ausgiebig gefeiert, Trinken, Verkleiden, Blödeln, Tanzen. Vielleicht vertreibt man damit den Winter? Vielleicht muss man manchmal außer sich sein, um wieder zu sich zu kommen —
Nach dem Karneval ist bis Ostern Fastenzeit. Wird das genauso ernst genommen wie das Feiern? Warum denn auch? Es macht ja keinen Spaß – ist zu langweilig.
Was ist mit Fasten gemeint?
Seine Sinnesgier zurückzuschrauben? Manchem Genuss zu entsagen? Weniger Fleisch und Süßes zu essen? Hilft es vielleicht aus christlicher Sicht Jesu Leiden besser zu verstehen?
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Gibt es bei den Buddhisten auch Fasten?
Das ständige, intensive Fasten, das ihm fast das Leben gekostet hat, ist vom Buddha als nicht Heil bringend abgelehnt worden. Aber am Uposatha Tag bei Vollmond ist es Tradition, den ganzen Tag nichts zu sich zu nehmen und 8 Silas anstatt der 5 üblichen Silas einzuhalten.
Um Mitternacht wird im Tempelbezirk gemeinsam gegessen.
Vorher werden den Mönchen Gaben gebracht, rezitiert und meditiert – dann werden alle mitgebrachten Speisen großzügig geteilt.
Der Buddha rät in allen Lehrreden, sich von Gier, Hass und Verblendung zu lösen.
Es ist der Läuterungsprozess, dem wir uns immer wieder unterziehen müssen, um die Reinheit des Geistes in uns zu entwickeln.
Der Frühling scheint hier bei uns im Westen zur Reinigung besonders geeignet zu sein.
Früher machte man den Frühjahrsputz – und zu Ostern war alles in der Wohnung blitz blank und im Garten zurückgeschnitten und geordnet.
Wie sieht es mit der Reinigung des Geistes aus?
Wie wäre es, wenn wir auch mal einen Uposathatag einlegen würden?
Es ist ein Tag, an dem wir nicht nur übles Tun, übles Sprechen und Sinnenlust vermeiden, sondern uns im klarbewussten und gewolltem Zurückhalten üben, um unseren edlen Willen und unsere reine Geistesverfassung zu stärken.
Auch wenn wir die fünf Silas kennen, so ist es doch etwas anderes, sie einen ganzen Tag bei allem Tun, Reden und Verhalten präsent zu haben.
Nicht zu töten und kein Fleisch zu essen,
Nichts zu nehmen, was uns nicht gegeben wird,
Sexuell sich an diesem Tag zu enthalten,
Nicht zu lügen und über keinen Menschen schlecht zu sprechen,
Keinen Alkohol und keine Drogen zu sich zu nehmen,
Dazu kommen am Vollmondtag folgende Übungsregeln:
Sich fern halten von Gesang , Tanz, Theater und Spielen (PC),
Vermeiden von Schmuck und Schminke,
Verzichten auf hohe, gemütliche Betten.
Ein Samstag oder ein Sonntag eignet sich besonders gut für diese Art der Läuterung.
Nur mit gutem, edlen Willen und viel Achtsamkeit sind zwölf Stunden der körperlichen und geistigen Enthaltsamkeit zu bewältigen.
Eine Hilfe sind die Meditationen im Sitzen und im Gehen. Natürlich kann eine Gemeinschaft Gleichgesinnter diese Läuterungsübung unterstützen und erleichtern.
Was gewinnt man damit?
Fühlen wir uns nicht wohl, wenn wir geduscht oder gebadet haben und dann frische Wäsche anziehen? Wenn wir am Sonntag hübsch gekleidet, froh und ruhig einen Spaziergang machen oder jemanden mit einem Blumenstrauß in der Hand besuchen?
An einen besonderen Ort zu gehen, eine Kirche, einen Tempel, einen Meditationsraum – ein Ort, der Ruhe und Erhabenheit, gibt uns das Gefühl des Feierlichen. Wir verbinden uns mit edlen Energien, die uns über den Alltag erheben. Reinheit macht unseren Geist klarer und unser Herz aufnahmebereit. Wir lösen uns eine zeitlang von Belastung und Druck und gehen frei und zuversichtlich wieder in den Alltag.
Wie wäre es, sich mit einigen spirituellen Wegbegleitern zusammen zu mailen, eventuell sich zu treffen und gemeinsam einen achtsamen Tag zu gestalten?
Manchmal hilft es schon, sich am PC oder am Handi mit einer Dhammafreundin oder einem Dhammafreund zu verständigen und sich gegenseitig für das Üben zu bestärken. Dann ist man nicht allein und hat auch noch dem oder der anderen zu etwas Edlem verholfen.
Wer macht mit?
Auch ein Sonntagvormittag ist ein guter Anfang!
Ich sollte noch nachtragen, dass in den Theravada Ländern nicht nur bei Vollmond sondern auch bei Neu- und bei Halbmond in dieser Weise gefeiert wird.
Aber der volle Mond hat als Symbol der Erleuchtung Vorrang bei den Uposathatagen.
Mit der Freude am Sprießen der Frühlingsblumen und dem frischen, reinigenden Wind
grüßt Euch herzlich
Eure alte aber frische Ursula