Dankbarkeit

Liebe Wegbegleiter,

Dankbar zu sein, schien mir die meiste Zeit als etwas Leichtes. Aber ist es
wirklich leicht, wenn man sich belastet fühlt oder krank, erdrückt von den
vielen Verpflichtungen und Schwierigkeiten des Lebens, enttäuscht von erwarteter
Zuneigung und guten Lebensumständen? Jammern, Klagen und Anklagen ist dann
eigentlich selbstverständlich.

Mein Nachbar antwortete mir auf die Frage: Wie geht es Ihnen? – mit „Gerade noch
auszuhalten“.

DANKEN hat mit dem Pali-Wort DANA Ähnlichkeit. Dana bedeutet Schenken, Geben.

Wir geben etwas wie Anerkennung, Wert, Zuwendung, Verehrung. Für ein Geschenk
oder eine schöne Einladung gehört es sich zu danken, für eine Hilfeleistung
natürlich auch. Aber da fällt es manchem schon schwer, DANKE zu sagen. Warum?
Weil man sich unterlegen fühlt. „Ich brauche keine Hilfe, ich kann alles allein,
ich will von niemandem abhängig sein!“

Viele Menschen geben gern anderen etwas, nehmen aber ungern etwas an. Sie sind
nicht geizig, sondern freigiebig und gern bereit zu helfen, was eine schöne
heilsame Eigenschaft ist. Allerdings sollten sie bedenken, ob es nicht mit der
Genugtuung von Überlegenheit zu tun hat, wenn sie ihrerseits nichts annehmen
wollen – und damit zu danken gezwungen wären?

BUDDHA WORTE

Drei Dinge in der Welt sind selten anzutreffen:

Ein voll erleuchteter Buddha, eine Lehre, die zur Befreiung vom Leid führt, und
ein Mensch der sich dankbar und erkenntlich zeigt.

Als Buddhisten empfinden wir sicherlich dem großen Heilslehrer und seiner Lehre
gegenüber Dankbarkeit, die sich in Zuwendung, Ehrerbietung und Gaben-Darbringung
(Spenden) zeigt.

Ist es damit getan?

Wenn wir ein tiefes Verständnis für die Lehre haben und nicht nur ein
Kopfwissen, bieten sich unendlich viele Gelegenheiten zu danken. Ist erst einmal
die Achtsamkeit, das All-Heilmittel wie der Buddha sie nennt, geübt und
ausgebildet , dann sieht man in jeder Situation etwas Gutes, Heilsames oder
Förderliches.

Der Blick wird nicht mehr von vordergründig störenden oder belastenden Faktoren
getrübt, man sieht wach und einsichtig die Möglichkeiten, etwas Heilsames daraus
zu machen – entweder die Situation zu ändern, wenn es geht, oder die eigene
Einstellung zu ändern und zu akzeptieren. Allein das ist ein Grund, uns selbst
zu danken. – Tun wir das?

SEHEN WIR DIE GUTEN FÄHIGKEITEN IN UNS?

Schätzen wir, was wir aus Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft gegeben und getan
haben?

Manchmal nicht gerade freiwillig, wir mussten uns überwinden. Ist die
Überwindung nichts wert?

Können wir dafür uns selbst danken?

Danken hat meines Erachtens mit innerer Bescheidenheit zu tun. Sobald wir zu
viel erwarten, fordern und perfektionistisch bewerten, finden wir keinen Grund
zu danken, weil das Ziel nicht erreicht wurde, weil der Erfolg sich nicht
einstellte.

Bitte, bitte UMDENKEN!

In der materiell ausgerichteten Welt zählt nur der Erfolg, Ja! Und bringt
Stress, Krankheit, Lieblosigkeit und Unzufriedenheit hervor.

DAS BEMÜHEN gilt nach des Buddha Lehre mehr; „die Absicht, o Freunde und
Freundinnen, nenne ich Karma.“

Der Erfolg hat mit Gier zu tun; das Bemühen um Heilsames hat mit Entwicklung zu
tun.

Frage:

Wann und wo haben wir uns einsichtig um etwas Gutes bemüht, dem im äußeren Leben
kein Erfolg beschieden war? War das ein Grund zur Resignation? Oder haben wir
das Gefühl, etwas Richtiges versucht und getan zu haben?

Wenn es heilsam war, bleibt es heilsam, egal was die Welt dazu sagt – und es
wird für uns eine karmisch heilsame Wirkung haben.

Noch eine Frage:

Wie steht es mit Deiner Freude? Muss es etwas Großes, Eindrucksvolles sein, dass
Du Freude darüber empfindest? Oder genügen auch kleine, schöne, gute Dinge, die
Dein Herz berühren? Was hältst Du von einem Gedanken, der Dir plötzlich kommt,
und Du weißt: Das ist es – ?

Lohnt es sich für diese kleinen Kostbarkeiten zu danken?

Wer sich wirklich freuen kann, kann auch danken – und wer danken kann, kann sich
auch freuen!

ANREGUNG FÜR JEDEN TAG

Morgens im Bett oder beim Frühstück sich fragen: „Auf was kann ich mich heute
freuen?“

Wenn einem da nichts einfällt, weil ja alles so schwer erscheint, kann es die
Freude sein:

„Ich bin lebendig und kann alles was kommt für meine Entwicklung nutzen; ich
nehme diesen Tag an.“

Abends vor dem Schlafen Gehen oder im Bett sich fragen:

„Für was kann ich heute danken?“ Es können positive Kleinigkeiten gewesen sein –
oder etwas Negatives, was nicht eingetreten ist.

Dankbarkeit ist eine Herzensqualität und kann wie Liebe und Freude erlernt
werden.

Sie muss allerdings geübt werden, damit sie nicht nur als schöne Idee im Kopf
stecken bleibt, sondern als heilende Energie ins Herz dringt.

Echte Dankbarkeit generalisiert sich: Sie umfasst andere Menschen, alle
Menschen, Lebenssituationen, die Natur, das ganze Leben und macht glücklich.

Mögen alle Wesen dankbar und glücklich sein!

Herzlich Eure Ursula

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